Doppelter Schock für Israel und das Jüdische Volk
Das größte Massaker an Juden seit der Shoah am 7. Oktober 2023 durch die Verbrecher der Hamas, die brutalen Vergewaltigungen, Enthauptungen von Babys, das bewusste Verbrennen von Menschen in ihren Häusern und die Entführung von 254 unschuldigen Geiseln inklusive Kindern haben ein tiefes Trauma hinterlassen. Der zweite Schock war aber die mangelnde Solidarität und Empathie im Westen, der offene Judenhass und explodierende Antisemitismus auf der ganzen Welt. In diesem Umfeld lädt die Stadt Wien deklarierte Antisemiten (Varoufakis und Ernaux per Zoom) und einen Israelkritiker (Omri Boehm) am 7. Mai – mitten in den Tagen des Shoah-Gedenkens – vor das Shoa-Mahnmal am Judenplatz ein.
Ohne den Gaza-Krieg hätte es wohl nicht jene Aufregung und meine Äußerungen zu Herrn Boehm gegeben. Dieser hat die Anti-BDS-Resolution im Deutschen Bundestag bekämpft, in seinem Buch den Zionismus seit Herzl der Verbrechen und einer organisierten Kriminalität (um Palästinenser zu vertreiben) bezichtigt. Laut ihm sind die Juden 1948 die Bösen, die Araber die Guten. Die Massaker in Gush Etzion, die Zerstörung der jüdischen Altstadt von Jerusalem, die Pogrome im Irak und Syrien inklusive der Vertreibung der dortigen jüdischen Bevölkerung, werden verschwiegen. Dafür setzt er sich für die Utopie eines Zweivölkerstaates ein, bei gleichzeitiger Auflösung des jüdischen Staates Israel. Seine Rede war dann viel zahmer als seine üblichen Aussagen.
Wenn Frau Stadträtin Kaup-Hasler und Herr Milo Rau eine „Ausweitung des Dialogfeldes“ wollen, aber natürlich niemanden einladen, der für Israel oder die Jüdische Gemeinde in Österreich spricht, ist das eine Provokation und kein Dialog, eine Förderung des Antisemitismus und ein sinnloses Zündeln in einer ohnehin schon sehr aufgeheizten Situation. Und was hat das Ganze mit Europa und den Wiener Festwochen zu tun? Was nützen da einstimmige Beschlüsse des Gemeinderates und Sonntagsreden gegen den Antisemitismus?
Eine Lösung des israelisch-palästinensischen Konfliktes ist nur möglich, wenn beide Bevölkerungsgruppen die Rechte der anderen Seite respektieren, wenn die Palästinenser verstehen, dass die von ihnen unterstützte Hamas nur Tod und Unheil bringt. Die Palästinenser müssen ihren Flüchtlingsstatus und ihr sogenanntes Rückkehrrecht aufgeben, jüdische und palästinensische Extremisten müssen zur Kenntnis nehmen, dass in Palästina zwei Völker leben und auch bleiben wollen. Hilfreich wäre es, wenn Europa und der Westen aufhören würden, den brachialen Hamasterror durch Anerkennung des nicht existierenden palästinensischen Staates zu belohnen, und wenn Vertreter der Stadt Wien in dieser Situation etwas mehr Einfühlungsvermögen auch gegenüber der jüdischen Bevölkerung Wiens hätten.
Ariel Muzicant ist Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses
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