Der Flügel im Parlament: Bloß nicht „teuer“?

Der Flügel im Parlament: Bloß nicht „teuer“?
Gedanken zum Disput um den Bösendorfer, den Wolfgang Sobotka anmieten will.

„Ein Klavier, ein Klavier!“ Ganz kurz wurde ich an Auszüge des berühmten Loriot-Sketches erinnert, als ich der aktuellen namensgleichen Causa gewahr wurde. Als Musikerin freue ich mich selbstverständlich immer, wenn ein Musikinstrument im Rampenlicht steht. In Österreich passiert das vergleichsweise mittelhäufig, jedoch haben wir diesmal einen gleichzeitig außergewöhnlich und dennoch etwas typischen Fall.

Ja wie kann es denn ein Politiker wagen, etwas, das vollkommen logisch, gerechtfertigt, wichtig und stilvoll ist, zu beschließen? Zitat Falco: „Wer glaubt er, dass er is´?“ Ein Musikinstrument, in einem Regierungsgebäude! Und die Kosten! Wo ist denn dessen Nutzen, ist es gar systemrelevant? Was hat es dort zu suchen?

Sehr viel, sage ich! Das Parlament repräsentiert unser Volk und unser Land ist auf der ganzen Welt an vorderster Stelle bekannt für zwei Dinge: die Kultur und die Natur!

Wenn Sie in Schwechat landen und auf ihr Gepäck warten, blicken Sie auf stolze Werbung unserer fantastischen Museen und der Wiener Staatsoper.

Auf meinen zahlreichen Konzertreisen durfte ich von Südafrika bis Japan, Kanada oder Argentinien nicht nur deren Konzert- und Opernhäuser erleben, sondern auch Regierungsgebäude, Botschaften etc. besuchen. Ich müsste jetzt sehr lange nachdenken, ob mir eines davon einfällt, wo keine Kunstwerke – ob Skulpturen, historische Artefakte, Bilder oder eben Musikinstrumente – präsent waren. Und nicht selten gab es bei diesen Reisen neben den Auftritten in den Konzertsälen auch festliche Veranstaltungen an diesen Orten, ob anlässlich kultureller Feierlichkeiten oder zur Festigung kultureller, wirtschaftlicher und freundschaftlicher Verbindungen.

Nationalstolz und kulturelle Identität werden in Österreich leider mit falschem Schamgefühl und Missgunst unterlegt. Exzellenz wird seltener geduldet als Mittelmäßigkeit. Würde sich mancher also besser fühlen, in einem Gebäude auf leere Räume, leere Wände zu blicken, oder maximal entbehrlichen Durchschnittskram aufzustellen, bloß nicht „teuer“?

Ich liebe mein Land und es gibt so vieles, auf dass wir hier stolz sein dürfen! Und wir sollten das dürfen, ohne fahlen Beigeschmack oder etwas, das uns in unserer Freude aufhält. Ein Leben ohne Musik und Symbole der Kreativität, der Kunst – will das jemand, ernsthaft? Wenn es keinen „Soundtrack“ zum Leben gäbe, würden wir uns doch in trister Orientierungslosigkeit verlieren. Freuen wir uns also, dass unser Parlament ab sofort ein wunderschönes Instrument beheimaten wird, erbaut von einer traditionsreichen österreichischen Firma, eine Hommage an den Jugendstil, an das Aufblühen, an das Schöne, an die Hoffnung. Und wenn jemandem jetzt noch immer etwas fehlt, worüber er sich ärgern kann – ach, dafür ist der Platz dieses Artikels leider zu kurz.

Lidia Baich ist Geigerin.

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