Ethnische Säuberungen in Nordsyrien verhindern
Dass US-Präsident Donald Trump in seiner „großartigen und unvergleichlichen Weisheit“ (Selbstbeschreibung) dem türkischen Autokraten Tayyip Erdoğan grünes Licht für den Einmarsch in Nordsyrien gegeben hat, war ein fataler Fehler mit potenziell dramatischen Folgen für die gesamte Region.
Gewiss, der Flüchtlingsdruck in der Türkei ist enorm (bis zu 3,6 Millionen Migranten) und hat auch schon intern zu Spannungen geführt. Doch einfach einen bis zu 35 Kilometer breiten Steifen im Nachbarland Syrien zu besetzen, um dort dann bis zu eine Million Flüchtlinge abzuladen, ist nicht nur klar völkerrechtswidrig, sondern auch inakzeptabel. Die EU kommt ja auch nicht auf die Idee, Teile Ägyptens, Tunesiens oder Libyens zu besetzen, um die Problematik zu exportieren. Und Brüssel sollte keinesfalls die Pläne des „Sultans“ klammheimlich gutheißen, in der (falschen) Hoffnung, dass dann keine Migranten mehr nach Europa kommen. Denn Erdoğan verfolgt mit seiner zynisch als „Operation Friedensquelle“ bezeichneten Militäroperation eigentlich ein anderes Ziel: Er will die nordsyrischen Autonomiegebiete zerstören, die von den Kurden dominiert und selbst verwaltet werden, und die Bevölkerung vertreiben – ethnische Säuberungen nannte man das in den Jugoslawienkriegen, mit den bekannten Folgen.
Die gut ausgebildeten kurdischen Einheiten werden die Angreifer jedenfalls in verlustreiche Gefechte verwickeln und als Ultima Ratio zur Guerillataktik greifen. Sollten sich das Assad-Regime, der Iran oder beide gemeinsam aktiv auf die Seite der Kurden schlagen, käme es zu einer dramatischen Ausweitung der Kampfzone.
Echte Weisheit hieße jetzt, international alle Kräfte zu bündeln, um eine Total-Eskalation zu verhindern.
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