Entscheidungen in der komplexen Welt

Junge, die in der Wirtschaft erfolgreich sein wollen, müssen sich von den Älteren emanzipieren. Das ist nicht nur in Familienunternehmen schwierig.
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Früher, als die Welt noch eindimensionaler, langsamer und unkomplizierter war, gab es für den Ältesten in der Familie (meist war es ein Sohn) keine Wahlmöglichkeit: für ihn war vorgegeben, den Elternbetrieb zu übernehmen, das Geschäft weiter zu führen. Spätestens nach der Walz (die Zeit zwischen Lehre und Meisterprüfung, als die Gesellen auf Wanderschaft gingen, um berufliche Erfahrungen außerhalb ihres vertrauten Umfeldes zu sammeln – quasi das „Erasmus“ der alten Zeit) wurde man intensiv in den Familienbetrieb eingeführt. Alternativen gab es nicht.

Möglichkeiten erschweren Entscheidung

Heute gibt es (meist) keine Zwänge mehr, was Ausbildung und Beruf angeht. Die Möglichkeiten sind beinahe unendlich, die Welt steht offen, im wahrsten Sinne des Wortes. Macht diese Offenheit das Leben einfacher, die Entscheidung für einen Weg leichter?

Beobachtet man die Jungen in der schwierigen Phase der Berufsorientierung, ist von einfacher Entscheidung keine Spur. Die Welt ist unheimlich komplex geworden – und eine Entscheidung für etwas ist gleichzeitig auch immer eine Entscheidung gegen vieles andere. Bleibe ich hier oder gehe ich weg? Gehe ich meinen eigenen Weg oder nehme ich die Vor- und Nachteile des Familienbetriebs an? Manchmal, wie im Fall des Wiener Spielzeuggeschäfts im Ersten, hat sich ein Geschäftsmodell überholt, rechnet sich aufgrund veränderter Parameter der Laden nicht mehr. In anderen Fällen jedoch kann man ein etabliertes Unternehmen, die Tradition, fortführen.

Eines bleibt auf keinem Weg erspart: das Finden der eigenen Spur, die Emanzipation von den Alten. Egal ob in der „freien Wirtschaft“ da draußen oder im engen familiären Betrieb, die Welt dreht sich weiter und die Wirtschaft entwickelt sich – weshalb auch ein neuer Stil und eine neue Ausrichtung ein Muss sind.

Kommentare