Eine Verordnung mit Haken

Jetzt ist es also fix: Die Regierung hat am Sonntag den Lockdown für Ungeimpfte verkündet. Das ist gut und schlecht zugleich.Wenn Österreich weiter gut durch die Pandemie kommen will, muss endlich mehr Druck auf Ungeimpfte gemacht werden. Sie sind die massiven Treiber der Pandemie, haben viel höhere Erkrankungs- und folglich Spitalszahlen. Und wenn viele Ungeimpfte argumentieren, es sei ein persönliches Recht, über den eigenen Körper zu bestimmen, dann sei ihnen auch gesagt: Wenn Sie einmal auf der Intensivstation liegen, hat sich das mit der körperlichen Selbstbestimmung auf einmal sehr rasch erledigt.
Gleichzeitig besteht in einer Gesellschaft die Pflicht, nicht nur auf sich zu schauen, sondern eben auch auf die anderen: auf das Krankenhauspersonal, auf die wenigen, die sich nicht oder noch nicht (Stichwort Kinder unter zwölf Jahren) impfen lassen können – aber auch auf die Wirtschaft, die im neuerlichen Lockdown wieder mit starken Einbußen konfrontiert sein wird. Sie wird wieder staatliche Hilfen bekommen müssen, die dann das Budget belasten und somit am Ende des Tages vom Steuerzahler getragen werden müssen – also auch wieder von Geimpften und Ungeimpften. So ist das nun mal in einer solidarischen Gesellschaft.
So gesehen ist es nur logisch, dass die Regierung angesichts der aktuellen Lage stark durchklingen lässt, dass man sehr wohl einen Unterschied zwischen Geimpften und Ungeimpften machen will. Der einzige Weg aus der Pandemie „ist und bleibt die Impfung“, sagt Bundeskanzler Schallenberg.
Erst ab Weihnachten
Der einzige Haken an der aktuellen Verordnung: Erstimpfungen wirken nur mit einer gewissen Anlaufzeit. Erst zwei Wochen nach der zweiten (!) Impfung entfalten Vakzine ihre größte Wirkung. Wer sich also heute impfen lässt, ist erst kurz vor Weihnachten richtig gut geschützt. Experten warnen daher bereits, dass die aktuellen Maßnahmen nicht ausreichen könnten. Bis dann neuerliche Verschärfungen kommen, könnten die Spitäler bereits übervoll sein mit Ungeimpften aber auch geimpften Personen, deren Impfschutz langsam nachlässt. Vor allem ältere Personen sind hier stärker gefährdet.
Umso mehr sollte man massive Anreize für den dritten Stich, genannt Booster-Impfung, setzen. Denn mit einem „Booster für den Booster“ könnte man die Pandemie noch schneller besiegen. In dem Zusammenhang kann man die 2-G-Plus-Regel in Wien für Theater und Kinos durchaus kritisch sehen. Denn viele Leute haben schon den dritten Stich, sollten also kaum noch gefährdet sein und kaum andere Menschen anstecken. Dennoch müssen auch sie sich vor jedem Theaterbesuch extra testen lassen. Da wäre die Alternative „2-G-Plus oder dritter Stich“ weitaus sinnvoller und man könnte so Werbung für den dritten Stich machen.
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