Eine Urlaubswoche statt Feiertagen

Eine Hand schreibt das Wort „Religion“ mit Kreide auf eine grüne Tafel.
Einige der religiösen Feiertage haben ihren Sinn verloren. Individuelle statt konzertierter Urlaubstage wären vorteilhafter
Daniela Kittner

Daniela Kittner

Wer kann spontan sagen, was wir heute eigentlich feiern?

Wer einst den Religionsunterricht besucht hat, kann sich vielleicht an die damaligen Zeichnungen erinnern und aus dem Namen Christi Himmelfahrt einiges ableiten. Doch begangen im Sinne des Erfinders wird dieser Feiertag wohl nur von jenen rund 400.000 Christen, die ihren Glauben tatsächlich praktizieren. Die große Mehrheit der Taufscheinkatholiken oder Bekenntnisfreien freut sich einfach über einen freien Tag.

Christi Himmelfahrt ist für sie wie ein Urlaubstag, nur für alle gleichzeitig.

Feiertage, deren eigentlicher Sinn uns entfallen ist, gibt es auch sonst einige rund ums Jahr: Fronleichnam, Mariä Himmelfahrt, Mariä Empfängnis. Auch mit dem Pfingstfest können wohl die wenigsten etwas anfangen.

Man könnte, in Vollziehung der gelebten Praxis, locker fünf Feiertage – die genannten plus den Pfingstmontag – abschaffen und dafür eine zusätzliche Urlaubswoche einführen.

Was wäre die Folge? Die jetzigen Feiertage würden zu normalen Werktagen. Das würde zum Beispiel den Schülern mehr Unterrichtszeit bringen, die für vertiefende Übungen oder Projekte verwendet werden könnten, für die derzeit allzu oft die Zeit fehlt.

Die Geschäfte wären geöffnet, es würden weniger oft Touristen vor geschlossenen Läden stehen.

Auch die Verkehrsströme würden entzerrt, wenn nicht alle Menschen gleichzeitig aufs Himmelfahrtskommando ins lange Wochenende fahren. Besonders aufatmen könnten die ÖBB, sie würden dann nur noch zu Weihnachten und Ostern mit plötzlichem Kundenandrang überrumpelt, der Mai bliebe stressfrei.

Praktisch spräche also viel dafür, die konzertierten Feiertage zu entrümpeln und sie durch individuell konsumierbare Urlaubstage zu ersetzen.

Realistisch ist es allerdings nicht, weil das Konkordat dem entgegensteht. Und es würden wohl manche mit dem Argument der katholischen Tradition gegen die Abschaffung kirchlicher Feiertage eintreten.

Aber würde das die Kirche tatsächlich schwächen? Wohl kaum. An Weihnachten und Ostern will ohnehin niemand rütteln. Und bei den anderen Feiertagen verhält es sich wohl umgekehrt: Ihr Sinn verblasst, weil die Kirche an Anhängerschaft verliert.

Die Gruppe der Menschen ohne Bekenntnis wird immer größer. Das hat auch Folgen für das öffentliche Feiern. So haben vielfach internationale „Welttage“ die Rolle übernommen, gemeinsame Werte hochzuhalten.

Von den 13 Feiertagen sind zwei weltlich begründet, darunter gibt es zum Beispiel keinen Europatag.

Auch darüber sollte man einmal reden.

Porträt einer lächelnden Frau vor dem Schriftzug „Kurier Kommentar“.

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