Ein Krieg, in dem es nur Verlierer gibt

Trump heizt den Konflikt mit dem Iran an, mit unabsehbaren Folgen für den ganzen Nahen Osten.
Konrad Kramar

Konrad Kramar

Sie schlagen die Kriegstrommel so laut, dass es die gesamte UN-Generalversammlung zu übertönen droht. US-Präsident Donald Trump, sekundiert von Israels Premier Benjamin Netanjahu, hat den Iran seit längerem als den Inbegriff des Bösen ausgemacht. Mit neuen noch brutaleren Sanktionen will man das Mullah-Regime in Teheran wirtschaftlich in die Knie zwingen und demonstriert dazu unablässig, dass man auch militärisch den Finger am Abzug hat.

Doch wohin führt diese allzu simple Eskalationsstrategie? Ein Krieg gegen den Iran könnte militärisch zwar gewonnen werden, würde aber die gesamte Region in ein Chaos stürzen, dessen Ausmaß sich noch nicht einmal erahnen lässt. Der Iran hat sich – auch dank der irrgeleiteten US-Politik – als Zentralmacht im Nahen und Mittleren Osten etabliert. Ein unkontrolliertes Ende des Regimes in Teheran würde ein Machtvakuum hinterlassen, in dem wie auch anderswo der islamistische Terror blühen könnte.

Der Versuch, das Regime wirtschaftlich in die Knie zu zwingen, trifft vor allem die ohnehin unter Krise, Inflation und Versorgungsschwierigkeiten leidenden iranischen Bürger. Die Mullahs, inzwischen 40 Jahre an der Macht, haben ausgefeilte Strategien, um die übrig bleibenden Pfründe für sich und ihre Günstlinge zu sichern. Außerdem sorgt jeder Außenfeind bei den leidenschaftlich patriotischen Iranern verlässlich dazu, dass sie sich wieder hinter ihrer, wenn auch noch so korrupten Führung versammeln. Das Ende des Mullah-Regimes können nur die Iraner selbst herbeiführen. Und dafür kann man nur den modernen, demokratischen Kräften in diesem Land die Hand reichen. Es gibt mehr davon, als Herr Trump und Herr Netanjahu meinen.

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