Wahlsonntag
Ein Duo als Symbol für die Tragikomödie der letzten Woche.
Helmut Qualtinger soll gesagt haben: „ Österreich ist ein Labyrinth, in dem sich jeder auskennt.“ Die wenigen Tage nach der Nationalratswahl bestätigen das eindrucksvoll.
Schon am Wahlsonntag ließen Faymann und Spindelegger die Gefolgsleute Cap und Kopf zur TV-Analyse ausrücken. Und die Klubobmänner schienen bei ihrer Suche nach Erklärungen für die neuerlichen Verluste tatsächlich nicht zu bemerken, wie sinnbildlich sie selbst das rot-schwarze Dilemma darstellten. Als wären sie im Kampf um die stimmenstärkste Partei nicht erstmals von den Nichtwählern überholt worden.
Ein Duo als Symbol für die Tragikomödie der letzten Woche. Die schonungslos offenbarte, wie wenig es um Land und Leute, wie sehr aber um Partei und Macht geht. Taktik ist das Gebot der Verhandlungsstunde. Wie schaffen wir die Neuauflage der Großen Koalition, ohne das Gesicht zu verlieren? Als käme es auf einen Verlust mehr oder weniger noch an.
Poker
Und so gibt es tatsächlich ÖVP-Landeshauptmänner, die nicht in der Sekunde „Nein“ brüllen, wenn eine S-S-S-Regierung als Option genannt wird. Und so gibt es tatsächlich SPÖ-Granden, die ebenfalls lautstark mit Strache kokettieren. Nur, um im Koalitionspoker Asse im Ärmel vorzutäuschen. Dass Schwarze und Rote bei alldem nicht nur einander, sondern vor allem das Volk für komplett blöd verkaufen, gehört zum Spiel.
Wie auch der Rücktritt Josef Buchers nach dem misslungenen Vier-Prozent-Hürdensprung. Dass es im BZÖ, oder was davon blieb, trotz errungener Bedeutungslosigkeit dennoch drunter und drüber geht, sollte fortan im Kurzmeldungsbereich gut aufgehoben sein. Etwa so: Stadler und Petzner aus Partei ausgeschlossen. Na geh.
Diktator
Viel unterhaltsamer ist es, zuzusehen, wie sich Team Stronach aufzulösen beginnt. Da Heilsbringer Frank die absolute Mehrheit um zwei Millionen Stimmen verpasst hat, waren Schuldige gesucht. Daher mussten sich u. a. Klubchef, Kärnten-Chef, Salzburg-Chef und Niederösterreich-Chefin aus ihren Ämtern schleichen. Letztere äußerte, dass es dabei nicht demokratisch, sondern diktatorisch zuging. Womit sie wohl einer der letzten Menschen in diesem Land ist, der erkennt, dass die Wahrheit-Transparenz-Fairness-Nummer nur eine Beschäftigungstherapie für übrig gebliebenen Hobbyakrobaten war (und ist). Und sollte der kauzige Milliardär von seiner Bewegung investiertes Geld zurückfordern, wäre am Ende auch noch das Rätsel um „die Werte“ gelöst.
Abschließend sollte noch jenes Erdbeben, das tatsächlich eines war, erwähnt werden. Stärke 4,2 wurde im Osten Österreichs gemessen. Vereinzelt fielen sogar Sessel um. Auf den journalistisch relevantesten Punkt brachte das Ereignis Österreich: „So erlebten Prominente das Erdbeben.“
Am Sonntag ist übrigens Fünffach-Jackpot. Und wer weiß? Vielleicht machen wir wenigstens beim Lotto die richtigen Kreuzerln.
michael.hufnagl@MHufnagl
Kommentare