Die US-Demokratie vom Altar holen

Die US-Demokratie vom Altar holen
Als Leuchtturm der Demokratie sehen sich die USA – und halten dabei buchstabengetreu an versteinerten Dogmen und Riten fest
Konrad Kramar

Konrad Kramar

Es mag ja ein paar Jahrhunderte her sein, dass aus Europa abgeschobene religiöse Fundamentalisten – etwa auf der legendären Mayflower – auf dem Gebiet der USA strandeten. Ihren religiösen Charakter aber hat die Führungsnation der westlichen Welt nicht verloren. Das äußert sich nicht nur in dem bis heute großen Anteil braver Kirchgänger an der Bevölkerung, sondern auch in dem von religiösen Motiven geprägten Umgang mit ganz weltlichen Dingen wie dem Staat und seinen Institutionen.

In „God’s own country“ ruht die Demokratie auf einer Verfassung, deren Status dem von kirchlichen Dogmen ähnelt. Hier nur einen Absatz zu verändern, gilt als Frevel. Nicht umsonst berufen sich Waffenfanatiker auf einen Verfassungszusatz, der sich, als er vor mehr als 220 Jahren geschrieben wurde, mit bewaffneten Milizen beschäftigte, die für Ordnung im damals noch recht wilden Westen sorgen sollten.

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