Die überhörten Zurufe von der Strafbank

Ukrainische Soldaten üben für den Ernstfall einer russischen Invasion
Bei den Verhandlungen über die Ukraine-Russland-Krise hat die EU nichts mitzureden. Die Schuld daran trägt sie selbst
Ingrid Steiner-Gashi

Ingrid Steiner-Gashi

Als Europäer fühlt man sich, als säße man auf der Strafbank. Man ruft zwar von hinten rein, während die Großen – USA und Russland – ihr Spiel durchziehen. Aber Washington und Moskau hören kaum, was von draußen herein schallt.

So verhält es sich mit den Krisenverhandlungen über Russlands Truppenaufbau entlang der ukrainischen Grenze – es betrifft zwar die EU, aber sie darf nicht mitreden. Gespräche in Genf, bei der NATO in Brüssel, bei der OSZE in Wien – nirgendwo sitzt die EU mit am Tisch.

Da mag der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell noch so sehr darauf pochen, dass die EU mitverhandeln muss, wenn es um ihre eigene Sicherheitsarchitektur geht. Denn die EU ist auch selbst schuld: Es nutzt ihr wenig, einer der größten Geldgeber der Ukraine und ein wichtiger Wirtschaftspartner Russlands zu sein, solange sie nicht endlich eine geschlossene Russland-Linie entwickelt und sich nicht vom Kreml auseinanderdividieren lässt.

Im Kreml möchte man ohnehin nur mit den USA verhandeln. Aber auch die USA haben ohne mit der Wimper zu zucken darauf verzichtet, die EU an den Tisch zu holen. Jetzt bleiben eben nur noch die Zurufe von der Strafbank.

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