Die Merkel-Nachfolge und wie es nicht geht

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Annegret Kramp-Karrenbauer ist bieder und macht Fehler - aber dass sie nicht in die Gänge kommt, daran ist sie nicht allein schuld
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Fels in der Brandung, machtbewusst, verlässlich, aber entscheidungsunfreudig – so hat Angela Merkel 14 Jahre lang Deutschland gelenkt. Und wenn die Koalition in Berlin nicht zerbricht, kann sie längstdienende Regierungschefin der deutschen Geschichte werden.

Ihre Nachfolgerin als Parteichefin und vielleicht Kanzlerin, Annegret Kramp-Karrenbauer, ist seit einem Jahr im Amt und hat jetzt einen Parteitag zu überstehen. Überstehen! AKK ist nie aus den Startlöchern gekommen. Das liegt an ihrer Person – und stark an Angela Merkel.

Kramp-Karrenbauer war erfolgreich als Chefin des Saarlandes, aber das macht sie noch nicht zur erfolgreichen Chefin der Schlangengrube CDU. Sie wirkt bieder bis fad, daran ändert auch ihr Faible für AC/DC nichts. Und sie macht Fehler um Fehler – die Negierung der CDU-Kritik des Youtubers Rezo war nur einer von vielen – und wenn es einmal so weit ist, folgen sogenannte „Bestätigungsfehler“: alle schauen, wo sie als nächstes patzt.

Das folgte jetzt in Interviews vor dem Parteitag: „Die Entscheidungen, wann reagieren wir, wie reagieren wir, sind in einer unglaublichen Hektik gefallen, wo jeder immer zwischen zwei Wahlkampfauftritten gerade mal ...“ – das interessiert keinen Menschen. Spitzenpolitiker müssen handeln. Nicht erzählen, wie sie das (nicht) tun.

Dennoch: Angela Merkel wollte AKK als Nachfolgerin an der Spitze der CDU und im Kanzleramt. Da hat sie Platz gemacht, dort nicht. Niemand weiß, wann sie das tut. Bis dahin feiern interne Störer fröhlich Kirtag. Und der Neuen fehlt das Gewicht, damit aufzuräumen.

Merkel hat als Kanzlerin und Europäerin viele Meriten gesammelt. Wie sie ihren Abgang und ihre Nachfolge gehandhabt hat, ist aus dem Lehrbuch, wie es nicht geht.

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