Die Letzten in der Bestellkette

Zusteller laufen um ihre Existenz – oft arbeiten sie zu viel und kriegen zu wenig. Was der Markt nicht macht, müssen Gesetze tun: Menschen schützen.
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Haben Sie im Lockdown  bestellt? Und kamen  Zusteller und Paket gut und pünktlich bei Ihnen an? 

Wir  kennen die vielen Geschichten von „hat nie geläutet“, bis „kam verspätet“, von „wurde hinterlegt beim unbekannten Nachbarn“ bis „kam dann doch nicht“. Was wir nicht kennen,  sind die Geschichten und Hintergründe der Zusteller. Jener Menschen, die pro Paket zwei Minuten Zeit haben, um es abzuliefern. Die in der Weihnachtszeit 250 Pakete pro Tag schaffen müssen, um das Pensum zu erfüllen. Die auf eigene Rechnung laufen, als Scheinselbstständige, und damit keinen arbeitsrechtlichen Schutz haben.

Der Online-Handel erlebt einen großen Boom. Die großen Konzerne, allen voran der US-Riese Amazon, profitieren. Und wie so oft bleibt für die Kleinen, die letzten in der Kette der Bestellereien, am wenigsten übrig. Das Zusteller-Business ist undurchsichtig, als Besteller weiß man oft nicht einmal, wer das ausführende Logistik-Unternehmen ist.  Da wird ausgelagert und nochmals ausgelagert, große Zusteller engagieren kleinere und die kleinen Zusteller engagieren Selbstständige, weil man sie treiben kann, sie vielfach auf solche Jobs angewiesen sind.

Mit dem Auslagern an Subsub-Firmen entziehen sich die großen Firmen ihrer Verantwortung. Weiße Weste für  den Generallogistiker, verschwitzte Jacke für den  freiberuflichen Zusteller, der pro Paket abgerechnet wird und sich selbst um Steuer und Versicherung kümmern muss.

Ist mehr Regulierung notwendig? Schon wieder prüfen und Gesetze erstellen, verkomplizieren in einer liberalen Wirtschaftswelt? Es ist dann notwendig, wenn in einer Gesellschaft die Großen immer größer, mächtiger und reicher werden, es aber auf Kosten der Schwachen in der Gesellschaft geht.   Dann sind Regeln wichtig und richtig. 

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