Diagnosen statt Prognosen

Karl Nehammer, Beate Meinl-Reisinger
Um den Wirtschaftsstandort zu stabilisieren, müssen ÖVP, SPÖ und Neos gleich einem Arzt eine realistische Anamnese erheben.
Johanna  Hager

Johanna Hager

384.000 Menschen waren im November arbeitslos. Die Arbeit der künftigen Koalition wird es sein müssen, weniger Augenmerk auf Prognosen zu legen (die nichts anderes sind als Annahmen, die in Zeiten derart volatiler Märkte wie geopolitischer Verwerfungen mehr Zukunftswetten gleichen), sondern auf den Istzustand. Österreichs Wettbewerbsfähigkeit schwindet. 

In internationalen Rankings retrospektiv (laut Economist sind wir auf Platz 32 von 37) – und gegenwärtig. Um den Wirtschaftsstandort zu stabilisieren, müssen ÖVP, SPÖ und Neos gleich einem Arzt eine realistische Anamnese erheben.

Erkennen, woran es in den Tiefen des Systems – wozu auch die staatlichen Institutionen zählen – krankt. Unter Einbindung von Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Industrie – sie sind die wahren "breiten Schultern“, von denen SPÖ-Chef Andreas Babler sprechen sollte – Diagnosen erstellen und die buchstäblich notwendigen Schlüsse daraus ziehen. 

Um bei dem Bild zu bleiben: Die Therapie der kränkelnden Wirtschaft wird auch mit Einschnitten einhergehen und damit wehtun; wird Einbußen nach „Gießkannen“-Jahren mit sich bringen, damit der Sozialstaat seinem Namen in einem der reichsten Länder gerecht werden und genesen kann.

Schluss mit Prognosen, die beim nächsten Stichtag revidiert werden – und das zumeist nach unten.

Könnten sich Wifo, IHS und Co. künftig auf Schwankungsbreiten/Korridore statt wie im Wettstreit auf einen Wert kaprizieren? 

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