Der ORF sucht gerade seine Zukunft

Leitartikel: Der Öffentlich-Rechtliche setzt auf Digitalisierung. Eine Auflage für den Millennial Sebastian Kurz.
Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Staunen lernt man in Japan. Wer am 1. Jänner das Glück hatte, eine Karte für das Neujahrskonzert zu ergattern, wurde Zeuge einer seltsamen Doppelung: Wo der ORF seine Kameras aufgebaut hatte, stand oft eine zweite. Dahinter operierte ein asiatischer Kameramann und drehte parallel. Willkommen in der schönen neuen Welt der Super High Definition, bei der der japanische öffentlich-rechtliche Sender NHK weltweit führend mitmischt und auf hochwertige Konzert-, Sing- und Tanz-Events aus der ganzen Welt zielt.

Das Neujahrskonzert in der von NHK eingesetzten 8K-Auflösung bedeutet  detailreiche Aufnahmen, die Zukunft atmen. Setzt sich diese Technologie (wie einst das als exotisch betrachtete HD) weltweit durch, heißt es Ärmel aufkrempeln für den Opern- und Festspiel-Haussender ORF. Technologische Exzellenz lebt derzeit in Fernost.

Wie schnell die Zukunft in der Unterhaltungstechnologie Alltag werden kann, erleben wir als Konsumenten jeden Tag. Der ORF sucht in dem Zusammenhang nach Drängen seines Aufsichtsgremiums intensiv nach einer Zukunft. Im neuen Jahr wird endlich die altmodische TVthek abgestaubt, und wenn der Gesetzgeber es erlaubt, packt der ORF einen eigenen Onlinesender drauf.  Die Kanzlerpartei hat ihre medienpolitischen Visionen bisher nur zart ventiliert, man kann aber davon ausgehen, dass das Thema Digitalisierung für den Millennial Sebastian Kurz eine Steilauflage ist.  

Den ORF in die digitale Zukunft zu bringen, ohne privaten Medien das Wasser abzugraben, wäre ein nachhaltiges Meisterstück. 2019 wäre dafür eigentlich ein guter Zeitpunkt.

Noch besser wäre genau genommen nur  2018.

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