Der Klimaschutz braucht Fakten statt Ideologie
Richard Grasl
28.07.21, 05:00Manchmal beschleicht einen das Gefühl, dass durch das Abschmelzen der Pole, die Abholzung der Regenwälder oder das Freisetzen von Methangasen aus Permafrost-Böden Triggerpunkte überschritten wurden, die uns bald treffen werden. Und nicht erst unsere Kinder in einer Welt von Tornados und Flutwellen leben, sondern bereits wir selbst.
Übrigens: In aufgeheizten Medien wird jeder überflutete Keller zum Unwetter, jedes Gewitter zum „Unwetter-Kessel“, „tennisball-große“ Hagelkörner inklusive (offenbar hat noch niemand einen Tennisball in Händen gehalten). Diese Hysterie führt dazu, dass echte Warnungen nicht mehr gehört werden und zu Katastrophen wie in der Eifel führen. Ganz nach der Fabel, bei der ein Junge dreimal grundlos um Hilfe ruft und im echten Notfall von seinen Freunden nicht mehr ernst genommen wird.
Die Klimadebatte ist unbedingt notwendig, wird aber (typisch Politik) in Schwarz/Weiß-Schemata geführt. Denn natürlich, Herr Bundeskanzler, müssen wir unser Verhalten ändern. Aber klar ist auch, dass das alleine nicht reichen wird – oder so massiv wäre, dass die Gesellschaft mehr noch als durch Corona-Lockdowns umstürzen würde. Genauso ist nicht jede Straße, Frau Verkehrsministerin, eine Klimakatastrophe. Wir wollen weiter mobil sein, Waren von A nach B bringen. Es muss aber umweltfreundlicher sein, elektrisch, mit Wasserstoff oder halt nur mehr mit Tempo 80.. Es geht um den richtigen Mix aus wissenschaftlichem Fortschritt und akzeptablen Einschränkungen unseres Lebensstils.
Richtig wäre es, gerade in dieser Frage auf Experten zu hören, und Klimaschutz weder von der einen noch von der anderen Seite ideologisch-parteipolitisch zu missbrauchen. Und dass auch Medien faktenbasiert aufklären und nicht jede Gewitterzelle zur Katastrophe erklären. Denn solche hat es immer schon gegeben. In dieser Häufigkeit aber noch nie.
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