Zum Ende der Ski-WM: Ein strenger Winter

Zum Ende der Ski-WM: Ein strenger Winter
Die Weltmeisterschaft in Frankreich war ein solider Titelkampf, dem die ganz großen Momente fehlten. Die Fragen zur Zukunft des Skilaufs bleiben unbeantwortet.
Philipp Albrechtsberger

Philipp Albrechtsberger

Beinahe wäre alles noch gut gegangen. Die erste Goldmedaille im letzten Rennen hätte die selbst ernannte Skination mit dieser Weltmeisterschaft in Frankreich versöhnt. So aber steht nach zwei Wochen und 13 Bewerben eine zwiespältige Bilanz aus österreichischer Sicht: kein sportliches Desaster, aber auch weit weg von glänzend. Auffällig unauffällige Wettkämpfe in perfekter Winterlandschaft, ein solider, aber auch steriler Saisonhöhepunkt, gleichermaßen frei von Skandalen wie auch von jenen Momenten, die sich kollektiv in das Gedächtnis einer Nation fräsen.

Selten zuvor stand der alpine Skilauf vor so großen Herausforderungen wie in diesem Winter. In Zeiten von  Klimakrise, Teuerungswelle und Pandemieaufarbeitung gibt es für eine gewisse Klientel derzeit kaum eine unpopulärere Sportart. Doch Klientelpolitik, egal aus welcher Richtung, dient selten dem Ganzen.

Die in einigen Bereichen nicht unklugen Antworten der Tourismus- und Skiindustrie auf diese drängenden Fragen der Zeit bleiben jedoch weitgehend ungehört. Das liegt zum Teil auch daran, weil viele Kritiker bei dem Thema bewusst auf stumm schalten, um ihre Deutungshoheit behalten zu können.

Geholfen ist damit niemandem. Verantwortungsbewusster Wintertourismus ist natürlich keine einfache Sache, aber dennoch nicht komplett unmöglich. All jenen Regionen, deren Wohl maßgeblich damit zusammenhängt, wie streng ein Winter ist, schmilzt im wahrsten Sinn des Wortes die Zukunft davon. Um diese gestalten zu können, brauchen sie – neben viel Mut – verlässliche Rahmenbedingungen von der Politik. Einfach nur die Preise für Liftkarten Jahr für Jahr zu erhöhen, wird mittelfristig nicht ausreichen.

Skisport und der ORF

Dem Volkssport droht ansonsten das Volk abhanden zu kommen. Wenngleich die gewohnt guten TV-Quoten der WM noch eine andere Sprache sprechen. Wie viele skiinteressierte Teenager aber tatsächlich die rund zweistündige Abfahrtsübertragung verfolgt haben, ist eine andere, aber essenzielle Frage.

Dass dem ORF, der mit seinen Ski-Übertragungen das öffentliche Bild im Land mitgeprägt hat wie bei keiner anderen Sportart, gerade die größten Veränderungen in der Geschichte des Unternehmens bevorstehen, verschärft die Situation. Mit der Einführung einer Haushaltsabgabe wird der Öffentlich-Rechtliche noch stärker seine Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten müssen. TV-Sport aber rechnet sich mittlerweile längst auch für Private.

Der Skisport galt diesbezüglich lange als heilige, unantastbare Kuh. Die Zeiten scheinen vorbei, auch weil für einen modernen, selektiveren und organisatorisch auch etwas schlankeren ORF nicht mehr nur das Quotenargument gelten wird dürfen. Auch hier wird es harte, aber auch endlich mutige Entscheidungen brauchen.

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