Das Verfahren gegen Trump stützt seine Pose als Robin Hood

Der Präsident in der Opferrolle und mit einem Feind, den er mit seinen Wählern gemeinsam hat.
Konrad Kramar

Konrad Kramar

Ein milliardenschwerer Immobilienmogul aus New York als Robin Hood von Arbeitern mit Existenzängsten? Dass diese Gleichung aufgehen würde, konnten viele schon 2016 nicht glauben. Sie ging auf, Trump zog ins Weiße Haus ein und stellte dort die politische Logik der USA auf den Kopf.

Kann dieses Husarenstück des politischen Populismus auch 2020 glücken? Ja, und das Amtsenthebungsverfahren könnte dabei noch behilflich sein. Amerikanern ist Außenpolitik nicht wichtig, außer man kann sie davon überzeugen, dass es Amerika und vielleicht die Welt dazu zu retten gilt. Trump übt in der Ukraine Druck auf einen Amtskollegen aus: Das widerspricht ihrem Bild von einem US-Präsidenten keineswegs.

Dass es dabei um Informationen über einen anrüchigen Top Job für den Sohn von Ex-Vizepräsident Joe Biden bei einem Oligarchen ging, ist dagegen eine Geschichte, die jeder begreift. Da wollte sich ein Sohn eines Spitzenpolitikers der Demokraten mit Papas Hilfe eine goldene Nase verdienen. Perfekte Wahlkampfmunition für Trump, der wieder auf diese Elite aus Washington mit dem Finger zeigen kann, gegen die er unermüdlich kämpfe. Darum, und nur darum würde das böse Washington versuchen, ihn aus dem Amt zu befördern. Eine Opferrolle, wie sie jeder erfolgreiche Populist braucht, noch dazu eine, die ihm und seinen Wählern einen gemeinsamen Feind beschert. Die eigentliche Währung im kommenden Wahlkampf sind Konjunktur und Arbeitsmarkt, beide sollten bis zur Wahl einigermaßen gute Zahlen liefern. Das also habe er für seine Leute geleistet, wird Trump tönen, während die Elite nur politische Intrigen schmiede. Eine betörend einfache Gleichung.

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