Die Nationalräte, die gestern zum letzten Mal vor dem Sommer getagt haben, können sich schon die eine oder andere Sondersitzung eintragen. Besser wäre, sie würden durcharbeiten, schon des Symbols wegen. Denn diese Kostenlawine würde zu schweren sozialen Verwerfungen führen, gegenüber denen die durch Corona verursachte Spaltung der Gesellschaft eine kleine Ritze war. Dann wird es auch in der Gesellschaft dieses Landes eiskalt. Vertreter der Energiebranche sprechen bereits von einer Triage bei Energie im Winter, wenn entschieden werden muss, welche Betriebe noch versorgt werden oder nicht. Das mittlerweile oft zitierte Gegensatzpaar „Brot oder Stahl“ ist natürlich der größte Humbug. Denn worin verpacken wir unsere Lebensmittel, wenn es kein Plastik oder kein Aluminium mehr gibt? Die energieintensive chemische Industrie ist Lieferant für fast alle Produktionsprozesse. Auch ein Blackout ist wahrscheinlicher, dann sind alle Kühlhäuser innerhalb von 48 Stunden warm. Klingt wie „Apocalypse Now“. Ist es auch.
Die Destabilisierung des gesellschaftlichen Friedens hätte auch weitere sehr unangenehme Folgen. Denn mit dem massiven Verlust des eigenen Wohlstandes würde auch die Solidarisierung mit dem Kriegsopfer Ukraine enden. Schon jetzt sprechen viele – natürlich nur hinter vorgehaltener Hand und unter Abringen eines Schweigegelübdes – davon, dass man wegen der bereits von Putin eingenommenen Provinzen in der Ostukraine nicht den sozialen Frieden riskieren dürfe. Dass man Selenskij nicht weitere Waffen liefern und den Krieg verlängern solle. Dass wir uns in diesen Krieg nicht hineinziehen hätten lassen dürfen. Am Stammtisch ist das längst Thema, für die FPÖ auch. Freilich würde langfristig der Preis noch viel höher sein, wenn man einen Angriffskrieg in einem benachbarten Land akzeptiert. Vom Preis der Menschlichkeit ganz zu schweigen. Das würde unsere Werte für lange Zeit zerstören. Aber auch das wird man den Bürgern erklären müssen.
Und jetzt? Wir brauchen einen noch stärkeren Kraftakt als bei der Coronapandemie – und zwar ohne Tabus. Bilden wir sofort staatlich Tausende Solaranlagen-Techniker aus und zahlen jedem Hausbesitzer eine Anlage auf seinem Dach. Entwickeln wir Wasserstoff-Lösungen so rasch, wie wir einen Impfstoff geschafft haben. Hinterfragen wir selbst unangreifbare Dogmen wie die Atomkraft. Gegen jeden Vorschlag wird es Gegenargumente geben. Aber kommen wir ins Tun. Holen wir die besten Köpfe zusammen, um Lösungen zu finden. Und, liebe Politik, schafft Gas für den kommenden Winter herbei.
Koste es, was es wolle.
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