1,7 Millionen Menschen können unerwartete Ausgaben von 1.300 Euro nicht zahlen

1,7 Millionen Menschen können unerwartete Ausgaben von 1.300 Euro nicht zahlen
Über 770.000 Menschen können sich nicht einmal kleine Wünsche wie einen Kinobesuch erfüllen.

Die Einkommenssituation vieler Menschen in Österreich ist laut einer Untersuchung im Auftrag des Sozialministeriums angespannt. Über zwei Millionen Menschen waren demnach im vergangenen Jahr von Einkommensverlusten betroffen. Über 800.000 hatten Schwierigkeiten, die laufenden Ausgaben zu decken. Das zeigt die zweite Studie "So geht's uns heute", welche die Statistik Austria im Auftrag des Sozialministeriums und Eurostat durchgeführt hat.

Jeder Fünfte nennt Inflation als Ursache

Dafür wurden im 1. Quartal 2022 über 3.500 Personen in Österreich befragt. Ziel der quartalsweisen Befragung ist es, soziale Folgen der aktuellen Krise möglichst frühzeitig zu erkennen und den Auswirkungen rechtzeitig entgegenzuwirken. Die Untersuchung zeigt in der befragten Personengruppe der 16- bis 69-Jährigen erhebliche soziale Auswirkungen der Pandemie und der Inflation. Besonders stark betroffen von den Folgen sind weiterhin Arbeitslose, Hilfsarbeiter, Alleinerziehende und Mehrkindfamilien. Von den zwei Millionen Menschen, die Einkommensverluste zu verzeichnen haben, nannte jeder Fünfte die Inflation als Ursache.

Der Anteil der Menschen, die Schwierigkeiten haben, notwendige Dinge des täglichen Bedarfs zu finanzieren, hat im Laufe des Jahres 2021 und im Vergleich zum Vor-Krisen-Niveau stark zugenommen. Die Studie zeigt, dass es sich 1,7 Millionen Menschen in Österreich aktuell nicht leisten können, unerwartete Ausgaben von 1.300 Euro zu begleichen. Über 770.000 Menschen können sich nicht einmal kleine Wünsche wie einen Kinobesuch erfüllen. 383.000 Menschen haben nicht genug finanzielle Mittel, um ihre Wohnung in der kalten Jahreszeit ausreichend warm zu halten. 476.000 Menschen können sich aus finanziellen Gründen nicht angemessen ernähren.

Sozialminister spricht von "Alarmsignal"

Die Studie zeigt weiters, dass die Wohnkosten aktuell für 820.000 Menschen eine schwere finanzielle Belastung darstellen. 860.000 Personen rechnen in den kommenden drei Monaten mit Zahlungsschwierigkeiten beim Begleichen ihrer Wohnkosten. Im letzten Quartal 2021 lag diese Zahl noch bei 750.000. Gestiegen ist auch die Zahl der Personen mit einem Zahlungsrückstand bei Miete, Wohnnebenkosten, Betriebskosten oder Kreditraten. In der Gruppe der Arbeitslosen ist fast ein Drittel im Zahlungsverzug.

Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) zeigte sich in einer Aussendung angesichts dieser Zahlen alarmiert. "Dass so viele Menschen in einem reichen Land wie Österreich kaum mehr ihre laufenden Ausgaben bestreiten können, ist ein Alarmsignal und ein deutlicher Auftrag an die Politik. Mit dem Teuerungspaket entlasten wir, sowohl akut als auch längerfristig. Die Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Teuerung bringen vielen Menschen ein, zwei Monatseinkommen zusätzlich. Das ist für alle, die unsere Hilfe wirklich brauchen, viel Geld."

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