Mit ziemlicher Sicherheit falsch entschieden wurde die Frage Datenschutz gegen Freiheit. Die vernünftige „Stopp Corona“-App wurde öffentlich verteufelt und zerredet, bis die Politik sie wie eine heiße Kartoffel fallen ließ.
Hingegen gar nicht debattiert wurde (zumindest in Österreich) eine viel heiklere Frage: Wer wird als Erstes geimpft? Begonnen wurde – neben dem medizinischen Personal – mit Altenheimbewohnern. Das war wohl richtig, denn dort wütete das Virus verheerend. Andererseits hätte es natürlich auch Argumente gegeben, die im Berufsleben Stehenden zuerst dranzunehmen und dafür die Heime professioneller zu schützen. Da ist einiges massiv schiefgelaufen.
Wenn nun (endlich) der Durchimpfungsgrad der Bevölkerung bei, sagen wir, 40 Prozent liegt, wird man darüber reden müssen, ob dies mehr Freiheiten nach sich zieht. Israel, weit voran mit den Impfungen, plant dafür einen grünen Ausweis. Kärntens Landeshauptmann schlug Ähnliches vor, allerdings geschichtsvergessen ausgerechnet ein gelbes Armband. Nach einem Proteststurm entschuldigte er sich.
Aber schon jetzt schreiben viele Staaten bei der Einreise bestimmte Impfungen vor (Gelbfieber, Typhus etc.). Künftige Reisen ohne Corona-Impfung? Schwer vorstellbar – weil das Unsicherheit für die Sitznachbarn im Flieger bedeutet sowie das Einschleppen neuer Virusmutationen in andere Länder. Die Frage werden daher andere für uns beantworten: Ja, es wird mehr Freiheiten für Geimpfte geben, ob das der deutschen Ethikkommission nun passt oder nicht.
Ein weiteres Tabu ist die Impfpflicht. Ausgerechnet das Pflegepersonal ist besonders impfskeptisch, das gefährdet Patientenleben. Eine Impfpflicht für Medizin und Pflege wäre eigentlich logisch, aber wer außer der Chefin der Bioethikkommission wagt das auszusprechen? Dazu bräuchte man intellektuelle und moralische Autorität, nicht nur in der Politik. Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft kümmern sich aber vorrangig um ihre engen Partikularinteressen. Apropos: Wo steckt eigentlich der Bundespräsident?
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