Sie macht Fehler. Niemand hat das eindrucksvoller eingestanden als die deutsche Kanzlerin diese Woche: Die Idee der „Osterruhe“ war „klipp und klar einzig und allein mein Fehler“ – sie wäre richtig gewesen, aber nicht administrabel. Davor zog sogar Bild den Hut („große Ansprache“), nur die notorischen Merkel-Hasser arbeiten sich an der nun auch in Europa „lahmen Ente“ ab.
In Österreich ist die Entschuldigungskultur eine von Jörg Haider und Michael Häupl geprägte: „Wenn sich jemand durch meine Äußerungen verletzt fühlen sollte, stehe ich nicht an …“, Untertitel: Selbst schuld, wenn jemand so ein Mimoserl ist, das die Wahrheit nicht verträgt. Die Steigerung ist die Schuldumkehr, die der Kanzler perfekt beherrscht, am besten hin zur EU: Wir haben zu wenig Impfstoff bestellt? Ja, aber schuld ist die EU, die nicht wie versprochen verteilen kann und den armen Bulgaren zu wenig gibt, ich kämpfe für Gerechtigkeit, und im übrigen ist mein Name (Oster-)Hase, ich weiß von nichts.
Noch einmal: Die Entscheidungsträger machen Fehler, in einer Ausnahmezeit, in der sich niemand wünscht, Entscheidungsträger zu sein. Die Pandemiebekämpfung beruht auf einem ständigen trial and error, was sonst? Das kann man eingestehen, und viele Fehler sind verzeihlich. Nur die Besserwisser mit dem Zeigefinger im Nachhinein hätten das Virus längst besiegt – am besten hätten sie in Wuhan damit begonnen …
Und ja: Auch „die EU“, die die Summe ihrer Mitgliedstaaten ist, macht Fehler. Hinzu kommen die Eigeninteressen der Staaten, die sich gerade wieder auf einem Video-Gipfel (nicht) zusammenraufen. Wer das nicht verstehen will, der braucht nur auf unsere Regional- und Landeshäuptlinge und die jüngste Corona-Runde zu schauen – die Europäische Union ist eine Blaupause des Föderalismus-Unfugs in Notzeiten, in denen das Ideal das Ziehen an einem Strang wäre, die Realität aber der noch größere Eigennutz ist.
Dieser Fehler ist am wenigsten zu verzeihen – weil er das falsche Signal an die obige Egoismusgesellschaft sendet.
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