Causa Pilz: Warum erst jetzt?

Peter Pilz zieht die Konsequenzen und tritt nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung zurück. Das wirft viele Fragen auf, vor allem: Warum erst jetzt?
Stefan Kaltenbrunner

Stefan Kaltenbrunner

Die Belästigungsvorwürfe um Peter Pilz werfen viele Fragen auf, vor allem: Warum erst jetzt?

von Stefan Kaltenbrunner

über den Rücktritt von Peter Pilz

Vor drei Wochen feierte er mit seiner Liste noch ausgelassen den Einzug ins Parlament, bei der Angelobung der neuen Abgeordneten wird sein Platz leer bleiben. Peter Pilz tritt nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung zurück.

Ausschlaggebend war ein Vorfall aus dem Jahr 2013, den der Falter heute publik machte. Damals soll er beim Forum Alpbach eine Frau vor Zeugen bedrängt haben. Die Anschuldigungen, dass er auch eine enge Mitarbeiterin im Grünen Klub belästigt haben soll, weist er hingegen entschieden zurück.

Das wirft freilich viele Fragen auf. Vor allem jene, warum die Vorwürfe erst nach der Wahl publik gemacht worden sind und wer jetzt daran Interesse hat? Mit an sicher grenzender Wahrscheinlichkeit wäre Pilz ob dieser Vorwürfe nicht in den Nationalrat eingezogen.

Nächste Frage: Sollten die Anschuldigungen der grünen Mitarbeiterin zutreffen, warum haben die Grünen nicht schon damals die Konsequenzen gezogen und Pilz, für den in diesem Fall die Unschuldsvermutung gilt, aus der Partei ausgeschlossen? Die Antwort aus grünen Kreisen lautet, dass die Mitarbeiterin selbst die Causa nicht publik machen wollte, dass das selbstverständlich respektiert wurde und man sie so schützen wollte. Das ist natürlich nachvollziehbar, da sonst womöglich Details an die Öffentlichkeit gekommen wären, die das vermeintliche Opfer nochmals zum Opfer gemacht hätten.

Aber das heißt freilich auch im Umkehrschluss, dass im Sinne des Opferschutzes ein möglicher Täter weiterhin in den eigenen Reihen geduldet wurde. Wahrscheinlich hätte es andere Mittel und Wege gegeben, Pilz loszuwerden, ohne dass man die betroffene Mitarbeiterin hier hätte outen müssen. Die damalige Parteispitze wird sich die Frage gefallen lassen müssen, warum hier geschwiegen und nicht reagiert wurde. Zumal Pilz genau das für seine Argumentation verwendet und sagt, dass das alles gar nicht stimmen konnte, da ihn die Partei ja sonst wohl fallen gelassen hätte. Deswegen werde er auch alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um seine Unschuld zu beweisen. Das ist natürlich sein gutes Recht, und vielleicht klären sich dann auch viele Fragen.

Eine Frage lässt sich aber jetzt schon beantworten. Angesichts des Falles der sexuellen Belästigung in Alpbach, der ihn auch zu seinem Rücktritt bewegt hat, ist es mit der Glaubwürdigkeit des Peter Pilz wohl vorbei. Das gilt auch für seine politische Karriere, die nach 31 Jahren, nach seinem Triumph vor ein paar Wochen, wohl endgültig zu Ende geht.

Kommentare