Brexit: Ein Königsdrama mit rundherum nur Verlierern

Das Brexit-Schauspiel hat alle Beteiligten beschädigt – selbst Neuwahlen bieten derzeit keinen Ausweg.
Konrad Kramar

Konrad Kramar

Theaterfreunde kennen das ja von vielen Dramen des englischen Dichters. Am Ende liegt ein Großteil der Beteiligten tot am Boden, erst dann betritt der Mann die Bühne, der von da an die Krone tragen wird. Die politische Szenerie in London erinnert frappant an Shakespeare: Jeder der Beteiligten ist damit beschäftigt, andere zu erdolchen, bis es ihn schließlich selbst erwischt. Theresa May hat ein politisches Ablaufdatum, egal, ob sie heute schon den Hut nehmen muss, oder vor den herandräuenden vorzeitigen Wahlen.

Die EU-Gegner rund um Boris Johnson haben sich mit ihrem ständigen Wechsel zwischen hinterhältiger Attacke und Flucht politisch so disqualifiziert, dass sie ungeeignet scheinen, das Land aus dieser Krise zu führen. Jeremy Corbyn, der Chef der Labour-Opposition, hat mit seiner Gier auf Neuwahlen und den Einzug in die Downing Street sich in Wahrheit gar nicht mehr darum gekümmert, ob und wie er Großbritannien in Europa halten will. Egal also, wer von all diesen Beteiligten das derzeitige Messerstechen überlebt und an die Macht kommt, er wird sich dort auf Dauer nicht halten können.

Das Brexit-Schlamassel, an dem sich noch dazu die EU ergötzt, anstatt Großbritannien einen Rettungsanker zu werfen, ist an einem Punkt angelangt, an dem nur ein Neustart ein Desaster verhindern kann, und dieser Neustart wird neue politische Führungsfiguren brauchen. Auch wenn die – siehe Shakespeare – auf dem derzeitigen Höhepunkt des Hauens und Stechens noch nicht in Sicht sind. Dann erst wird man vernünftig darüber diskutieren können, ob und wie die Briten die EU verlassen, oder doch Teil von ihr bleiben. Lösungen gäbe es, doch die Akteure, die derzeit am Werk sind, werden sie kaum noch finden.

Theresa May Statement

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