Der schwere Kater kommt danach

Tories wollen Johnson schnell als Premier loswerden
Das Hauen und Stechen um das Amt des Premiers lässt die britische Politik weiter auf die längst anstehenden Probleme vergessen.
Konrad Kramar

Konrad Kramar

Eine schäbige Intrige hier, ein überraschender Rückzug mit nachfolgender Unterstützung des bisherigen Gegners da: Die selten zimperlichen britischen Medien bekommen in diesen Tagen täglich politische Schmutzwäsche aus der Konservativen Partei geliefert. Dort läuft ein Hauen und Stechen um das Amt des Parteivorsitzenden, das Shakespeares Königsdramen wie Gute-Nacht-Geschichten aussehen lässt.

Irgendwann aber ist das Gaunerstück vorbei und übrig bleibt ein Kandidat, für den von da an überfallsartig die politische Realität Großbritanniens hereinbricht – und die ist ziemlich düster. Das Land ist nicht nur tiefer in die Corona-Krise gestürzt als viele andere in Europa, es kommt auch deutlich langsamer heraus. Vom Grenzstreit zwischen Nordirland und Irland über die drohende schottische Unabhängigkeit bis hin zur chronischen wirtschaftlichen Unterentwicklung des verarmten englischen Nordens: Die ungelösten Probleme stehen Schlange, und das nicht erst seit gestern. Es scheint, als hätte sich die britische Politik unter dem talentierten Populisten Boris Johnson noch einmal eine ausgiebige Party gegönnt.

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