42 Grad im "Backofen" von Niger

Hitze und Dürre halten das Land weiter fest im Griff. Millionen Menschen haben zu wenig zu essen und drohen zu verhungern. Und nach der Revolte im benachbarten Mali sollen Islamisten eingesickert sein.
Walter Friedl

Walter Friedl

Landeanflug auf Niamey, die Hauptstadt des Niger. Schon in 1000 Metern über dem Boden zeigt das Außenthermometer des Flugzeuges 33 Grad, am Airport sind es dann satte 42. Jede kleinste Bewegung gerät zur schweißtreibenden Qual. Selbst in der Nacht kühlt es nur unmerklich ab. Tagsüber liegt ein seltsam rötlicher Schleier über der Stadt. Es ist die pulverisierte Erde, auf die seit Monaten kein Tropfen Regen mehr gefallen ist, die getragen vom leichten Wind die heiße Luft verfärbt. Trotz der Hitze herrscht geschäftiges Treiben in Niamey. Zwischen die vielen Mopeds und Autos schiebt sich dann und wann auch ein Kamel, beladen mit Stroh.

Das Homeland-Hotel, in dem Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Vision und ich untergebracht sind, hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Im Swimming-Pool verfault das Wasser. Die Zimmer sind aber sauber. Und wir haben das kostbarste Gut in dieser staubtrockenen Gegend: Wasser. Genau das fehlt den meisten hier. Die anhaltende Dürre und die miese Ernte nach der vergangenen Regenzeit, die viel zu wenig von dem Lebenselexier gebracht hat, hat für die Menschen verheerende Auswirkungen.

Allein in Niger sind neun Millionen Menschen vom Hungertod bedroht. In der Sahelzone sind es zwischen 15 und 20 Millionen - vom Senegal über Mali, das gerade in den politischen Abgrund blickt, bis nach Nordnigeria. World Vision Österreich ist seit Jahren in Niger engagiert. Doch zuletzt wurde die Arbeit immer schwieriger. Denn in der Grenzregion zu Mali sind rund 25.000 Flüchtlinge zu versorgen.

Das geschieht aber nur noch unter massivem Militärschutz. In dem Gebiet im äußersten Westen Nigers gilt die zweithöchste Alarmstufe. Denn angeblich sind auch Radikal-Islamisten eingesickert, die in Mali gemeinsame Sache mit dem stolzen Wüstenvolk der Tuareg gemacht haben. Ein eigener Staat im Norden wurde ausgerufen. Und das beunruhigt die Regierung in Niamey, denn auch in Niger gibt es viele Tuareg, die schon öfter den Aufstand gegen die Zentralgewalt geprobt haben. Der breiten Masse der Bevölkerung sind diese politischen Ränkespiele fremd und egal. Ihre Kraft richtete sich auf den täglichen Überlebenskampf, und der ist hart genug. Wenn sie dabei nicht internationale Unterstützung erhielten, wären sie wohl dem Tod geweiht. Denn die nächste Ernte ist erst im Herbst zu erwarten - wenn denn die bevorstehende Regenzeit (ab Juli) nicht wieder auslässt.

World Vision Österreich bittet dringend um Spenden: PSK 90 890 000, BLZ 60 000 Kennwort: Hungersnot in Westafrika

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