Junge Flüchtlinge: Nicht alle haben Glück

Glück im Unglück: Josef Maleh hat in Wien den Neustart geschafft
Uwe Mauch

Uwe Mauch

Sein Unglück geht mir nahe. Es wirft auch einige Fragen auf.

von Mag. Uwe Mauch

über Waleed A.

Blog Nr. 1157: Nachtrag zu meiner Neujahrsgeschichte, in der Menschen zu Wort kamen, die im Jahr 2016 persönlich Glück empfunden haben. Auch der großartige Josef Maleh (siehe Bild). Der junge Mann musste mit 14 von seiner Heimatstadt Damaskus flüchten, weil Granaten vor seiner Schule detonierten und sich zwei schwer bewaffnete Armeen vor seinem Elternhaus gegenseitig niedermetzelten. Er sprach kein Wort Deutsch bei seiner Ankunft in Wien. Nur vier Jahre später hat er maturiert, studiert jetzt Politikwissenschaft, jobbt im Restaurant seiner Mutter und in einem Fitnesscenter. Und hat einen klaren Plan: Mit 26 möchte er als Diplomat in den Dienst der Republik Österreich treten.

Nicht alle haben Glück ...

Bevor die Neujahrsausgabe des KURIER in Österreich ausgeliefert wird, erlebt ein anderer junger Flüchtling einen wahren Albtraum. Waleed A. ist ein junger Mann aus dem Irak. Ein Ehepaar aus Strasshof, das sich rührend um ihn kümmert, berichtet, dass der 21-Jährige gut integriert war, ehe er vor einem halben Jahr vom Innenministerium nach Kroatien abgeschoben wurde. Zum Jahreswechsel erleben Waleed A. und drei ebenfalls abgeschobene Freunde im Süden der kroatischen Hauptstadt Zagreb Schreckliches: Sie werden im Bus auf dem Weg zu ihrer Flüchtlingsunterkunft von drei maskierten, schwarz gekleideten Männern attackiert und mit Baseballschlägern krankenhausreif geprügelt. Der junge Waleed wird mit einer blutenden Kopfwunde und einem gebrochenen Arm in ein Zagreber Spital eingeliefert.

Einige Fragen drängen sich auf

Sein Unglück geht mir nahe. Es wirft auch einige Fragen auf, unter anderem: Warum wurde er abgeschoben? Werden Flüchtlinge von der kroatischen Polizei ausreichend vor den Schlägertrupps beschützt? Warum werden die Opfer stundenlang verhört und warum wird nicht nach den Tätern ebenso akribisch gefahndet? Unsere Kolleg_innen in kroatischen Medien sind an diesen Fragen dran. Wir werden mit ihnen zusammenarbeiten.

Kommentare