Das neue EU-Parlament: Von 26 bis 91 & wieder zu wenig Frauen

Manolis Glezos, 91, ist der älteste der 751 EU-Parlamentarier
Ein Blick auf das neu gewählte EU-Parlament: Wie setzten sich die 751 Abgeordneten für die nächsten fünf Jahre zusammen?
Philipp Hacker-Walton

Philipp Hacker-Walton

In seiner Heimat ist Manolis Glezos seit Jahrzehnten ein Held.

von Philipp Hacker-Walton

über den ältesten EU-Abgeordneten

Diese Woche wurde in Straßburg offiziell die neue Periode des EU-Parlaments eröffnet - Zeit, einen Blick auf die neue Zusammensetzung des Hauses nach der Europa-Wahl zu werfen.

Beeindruckend ist diesmal die Spanne vom jüngsten bis zum ältesten der 751 Abgeordneten - was vor allem an Manolis Glezos liegt. Der 91-Jährige zog für SYRIZA ins EU-Parlament ein - übrigens nicht zum ersten Mal: Schon Mitte der 1980er-Jahre war er kurz Abgeordneter gewesen, hatte es aber nicht allzu lange im Parlament ausgehalten.

In seiner Heimat ist Glezos seit Jahrzehnten berühmt: Während der Besetzung durch Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg gelang es ihm, mit einem Freund, im Mai 1941 die Akropolis zu erklimmen - und die Nazi-Fahne, die dort wehte, von ihrem Mast zu reißen. Die beiden wurden verhaftet, Glezos' Mitstreiter hingerichtet; er selbst entkam dem Todesurteil. Nach dem Krieg kämpfte er gegen die Militärdiktatur in Griechenland, saß jahrelang im Gefängnis.

Am anderen Ende der Skala steht Anders Primdahl Vistisen von der euroskeptischen, rechtsaußen angesiedelten Dänischen Volkspartei. Mit 26 Jahren ist er der jüngste Mandatar, neu ist ihm die Arbeit im Parlament allerdings nicht: Er war bislang Mitarbeiter der Fraktion.

Unter Österreichs 18 Abgeordneten ist die Altersspanne übrigens nicht einmal halb so groß: Die ältesten sind Josef Weidenholzer (SPÖ) und Heinz K. Becker ( ÖVP), beide Jahrgang 1950, Jüngste ist die stellvertretende Delegationsleiterin der ÖVP, Elisabeth Köstinger (Jahrgang 1978).

Niedrige Frauenquote

Das neue Parlament hat einen Mangel vom alten übernommen: Wieder sind wenige Frauen gewählt worden, von der von vielen angestrebten 50-50-Verteilung ist man mit knapp 37 Prozent (zuletzt waren es 35) noch immer weit entfernt.

Die einzige Fraktion, die 50:50 schafft (und sogar leicht übertrifft) sind die Linken, die auf 51 Prozent kommen. Knapp dahinter liegen die Sozialdemokraten, es folgen die Liberalen. Bemerkenswert ist, dass die Grünen hinter den Liberalen und unter 40 Prozent liegen.

Die Grünen haben zwar (wie die Linken und die Sozialdemokraten) Frauenquoten in ihren nationalen Parteien verankert, sie waren auch die einzigen, die mit Ska Keller und Jose Bove ein "gemischtes Doppel" als Spitzenkandidaten in den Wahlkampf schickten.

Doch haben die Quoten nicht verhindern können, dass trotz Reißverschlusssystem bei der Listenerstellung in Summe eben doch mehr Männer gewählt wurden. Sie waren in den Listen tendenziell vor den Frauen gereiht - und am Wahlabend reichte es dann oft nicht für die Frau, die als nächstes dran gewesen wäre.

Österreich schafft 50:50 nicht ganz, mit acht Frauen und zehn Männern hat aber nicht viel gefehlt.

Die Verteilung in den Parteien: SPÖ und ÖVP haben je drei Männer und zwei Frauen nach Brüssel geschickt, die FPÖ drei Männer und eine Frau. Die Grünen heben mit zwei Frauen und einem Mann den Schnitt, ebenso Angelika Mlinar, die einzige Vertreterin der NEOS.

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