"Rectify": Nur kein Actionfilm

Daniel Holden (Aden Young) kommt nach 19 Jahren Einzelhaft wieder frei.
Unsere tägliche Begleiterscheinung zum Fernsehabend des Vortages. Diesmal: Der Start der US-Serie "Rectify". Eine Empfehlung.
Karl Oberascher

Karl Oberascher

Brilliant gespielt, ruhig, nie fad. Eine Empfehlung.

von Karl Oberascher

über den Start der US-Serie 'Rectify'

Charakterentwicklung ist das Schlagwort, bei dem Schauspieler und Regisseure aktuell ins Schwärmen kommen, wenn sie von der neuen Seriengeneration im US-TV erzählen. Mit " Rectify" ("Wiedergutmachen") startete am Sonntag eine solche Serie auf Sky Atlantic. 60 Minuten, große Sets, ausgezeichnete Schauspieler - alles solide. Und die Charaktere?

Deren Entwicklung scheint schon in die erste Drehbuchzeile geschrieben. Daniel Holden (Aden Young) kommt nach 19 Jahren in der Todeszelle zurück zu seiner Familie. Ein DNS-Test hat seine Unschuld bewiesen. Schief gehen kann da trotzdem noch einiges. Denn so beginnen Actionfilme, und nicht die besten.

"Rectify": Nur kein Actionfilm

Was macht also Daniel Holden mit seiner neu gewonnen Freiheit? Zunächst einmal: Nichts. Daniel ist stumm, imitiert nur die Emotionen seiner Umgebung - wirft dasselbe unsichere Lächeln seiner Mutter zurück, scherzt mit seiner frechen Schwester (wundervoll: Abigail Spencer) über Galgenhumor - distanziert sich von seinem Stiefbruder, der sich um den guten Ruf des Familienunternehmens sorgt und philosophiert später mit dessen Frau über das Wetter.

Dazwischen meditiert er, geht spazieren, staunt, schläft und ja, irgendwann überkommt es ihn auch und Daniel verbringt einige Stunden mit einem Schmuddelheft, das ihm sein Stiefbruder gesteckt hat.

Nach 60 Minuten erinnert nichts mehr an den Paukenschlag, mit dem die Pilotfolge begonnen hat. Da sucht jemand Ruhe. Schuld, Unschuld, Rache interessieren Daniel nicht. Nur die Frage nach dem ungeklärten Mord und die Todeszelle in der er 19 Jahre lang gesessen ist, blitzen noch in seinen Gedanken auf. Vielversprechend.

FAZIT: Brilliant gespielt, ruhig, nie fad. Eine Empfehlung.

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Kreiert wurde die Serie von Schauspieler Ray McKinnimon ("Deadwood", "Sons of Anarchy"). "Rectify" ist eine Eigenprduktion des von Robert Redford gegründeten Sundance Channel. Zu den ausführenden Produzenten gehören unter anderem Mark Johnson und Melissa Bernstein, die sich auch schon für "Breaking Bad" verantwortlich zeichneten. Sky Atlantic HD zeigt die erste Staffel jeden Sonntag um 21.00 Uhr und on demand auf Sky Go.

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