Kopflos, aber doch intelligent: "Sleepy Hollow"

Unsere tägliche Begleiterscheinung zum Fernsehabend des Vortages. Diesmal: Die neue US-Mystery-Serie "Sleepy Hollow"
Peter Temel

Peter Temel

In der Pilotfolge wurde einigermaßen kopflos agiert. Nicht vonseiten der Regie, sondern in der Handlung.

von Peter Temel

über die neue US-Serie "Sleepy Hollow"

Nur nicht den Kopf verlieren" - so bewarb Fox seine neue Mystery-Serie " Sleepy Hollow" im Vorjahr in den USA. Der Sender selbst konnte jedenfalls cool bleiben. Nach tollen Startquoten (13,6 Millionen Seher) und einer hohen Zielgruppen-Bewertung von 5.0 tat man sich auch einigermaßen leicht damit, gleich eine zweite Staffel zu ordern. Nun startete der neue US-Serienhit auch im deutschen Fernsehen (jeden Mittwoch auf ProSieben, 22.15 Uhr).

In der Pilotfolge wurde allerdings einigermaßen kopflos agiert. Nicht vonseiten der Regie, sondern in der Handlung, die einige rollende Köpfe vorsieht. In der am Hudson River gelegenen Kleinstadt Sleepy Hollow tauchen plötzlich Gestalten aus dem 18. Jahrhundert auf und veranstalten einen erbarmungslosen Kampf von Gut gegen Böse. Allen voran der kopflose Reiter, den man aus Washington Irvings Kurzgeschichte "The Legend of Sleepy Hollow" (1820) kennt, und vor allem seit Tim Burtons Fantasy-Thriller "Sleepy Hollow" (1999) mit Johnny Depp.

Anders als in den Vorlagen, ist die Hauptfigur Ichabod Crane (Tom Mison) aber weder ein braver Schulmeister noch ein tollpatschiger Ermittler, sondern ein königstreuer Brite, der sich im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg auf die Seite der Patrioten unter General George Washington schlug. Nachdem er einen furchteinflößenden Gegner im Kampf enthauptet hatte, wurde er, selbst schwer verletzt, in einen Jahrhunderte dauernden Tiefschlaf versetzt, aus dem er erst im 21. Jahrhundert wieder erwacht. Gemeinsam mit der Polizistin Abbie Mills (Nicole Beharie), die ihn zunächst für verrückt hält, versucht er dem dunklen Geheimnis hinter dem ebenfalls wieder erwachten kopflosen Axtschwinger auf die Spur zu kommen. In den nächsten Folgen werden auch andere Hexen und Dämonen Sleepy Hollow bevölkern.

Starbucks und Sklaverei

Die TV-Serie besticht vor allem durch den Culture Clash, der in der düsteren Handlung voll von apokalyptischen Reitern auch für den einen oder anderen Schmunzler sorgt. So muss sich Crane erst einmal mit Autos und elektrischen Fensterhebern anfreunden, sowie mit der Tatsache, dass es Geschäfte an mehreren Orten gibt ("Das ist auch ein Starbucks? Ist das ein Gesetz?"). In antiquiertem Jargon erörtert der aus der Zeit Gefallene etwa das Mysterium, dass die dunkelhäutige Abbie nicht nur keine Sklavin ist, sondern auch noch eine Uniform tragen darf.

Dazu gibt es interessante Gaststars, wie "Sulu"-Darsteller John Cho aus dem neuen "Star Trek"-Film "Into Darkness". Der musste ebenso gleich in der Pilotfolge wieder abtreten wie sein Kollege Clancy Brown. In dem Kultstreifen "Highlander - Es kann nur einen geben" (1986) überdauerte dieser als unsterblicher Superbösewicht "Kurgan" Jahrhunderte und entledigte zig Krieger ihrer Häupter. Dass Brown als allzu neugieriger Sheriff in "Sleepy Hollow" nach nur zehn Minuten zwei Meter neben seinem Kopf am Boden liegt, ist ein amüsanter Querverweis.

Das clever gestaltete Drehbuch lässt auf weitere nette Einfälle hoffen. Gut, dass Fox bereits Nachschub bestellt hat.

FAZIT: "Sleepy Hollow" lässt Mystery-, Krimi- und Horror-Elemente auf Popkultur und Trash treffen. Die düstere Handlung, in der nichts weniger als die ganze Welt auf dem Spiel steht, wird wohltuend aufgelockert. Klingt nach Erfolgsrezept.

INFO: "Sleepy Hollow". 13-teilige Mystery-Serie. USA 2013, 42 Min. ProSieben, jeden Mittwoch, 22.15 Uhr. Mit: Tom Mison, Nicole Beharie, Orlando Jones, Katia Winter, John Cho, Clancy Brown u.a. Regie (Pilot): Len Wiseman; Drehbuch: Alex Kurtzman, Roberto Orci, Phillip Iscove

Bilder aus "Sleepy Hollow"

Kopflos, aber doch intelligent: "Sleepy Hollow"

Kopflos, aber doch intelligent: "Sleepy Hollow"

Kommentare