Gockelbrust und Wirsinggebirge

Elisabeth Engstler und ihr erster Küchenpartner, Konstantin Filippou aus Wien
Unsere tägliche Begleiterscheinung zum Fernsehen des Vortages. Diesmal: "Frisch gekocht" mit Elisabeth Engstler
Peter Temel

Peter Temel

Warum Filoteig? Warum ausgerechnet Gockelbrust?

von Peter Temel

über das neue "Frisch gekocht"

Man könnte ja leicht den Eindruck gewinnen, im Fernsehen würden derzeit nur Fischaugen, fermentierte Eier oder pürierter Anus vom Buschschwein auf den Tisch kommen.

Aber es gibt noch ein Feinschmecker-Fernsehen außerhalb des australischen Dschungels. Zum Beispiel im Vormittagsprogramm des ORF, wo ansonsten noch Hoheiten wie der "Winzerkönig" oder "Kommissar Rex" regieren. Seit Anfang des Jahres schwingt Elisabeth Engstler in "Frisch gekocht" den Kochlöffel, jeden Monat mit einem anderen Spitzenkoch aus den neun Bundesländern. Im Jänner ist Konstantin Filippou aus Wien an der Reihe.

Das Haargel-Duo Andi & Alex ist nur noch in Specials zu sehen. Vergangene Woche waren die launigen Köche "on tour" in Reinhard Gerers Gourmet-Event-Tempel "Teatro". In dem Zirkus-Umfeld waren die Teilzeit-Komiker mit ihren "Wödklasse"-Sprüchen relativ gut aufgehoben. Da war aber auch noch keine Rede davon, dass das Show-Event "Teatro" Konkurs anmelden würde. Das wurde erst am Dienstag bekannt.

Aber zurück zur neuen Alltagskost bei "Frisch gekocht": "Lizzy" Engstler versucht, den Charme der Hobbyköchin in die Show zu bringen. Dass die langgediente ORF-Moderatorin dabei nicht bis ins letzte Detail gebrieft ist, scheint zum neuen Konzept zu gehören und wirkt sympathisch, aber bisweilen etwas hausmütterlich. Wir lernen immerhin: Vorsicht vor der halluzinogenen Wirkung der Muskatnuss!

Man wünscht sich manchmal, dass Engstler dem Profikoch an ihrer Seite mehr Infos aus dem Gaumen kitzelt. Warum Filoteig? Warum ausgerechnet Gockelbrust? Letztere bereitete der griechischstämmige Haubenkoch Filippou diese Woche zu.

"Wir haben hier eine Gockelbrust," sagt Filippou. "Die ist vielleicht größer als viele andere Brüste." "Mhm, okay," antwortet Engstler, etwas skeptisch. Eine Frage nach den Vorzügen der großen Geflügelbrust bleibt aus. Aber zum Glück auch der aufgelegte Kalauer. Den hätten sich Andi & Alex wohl nicht entgehen lassen.

Nachdem Engstler das richtige Backrohr gefunden hat, zaubert sie bereits zehn (Fernseh-)Minuten später ihren fertiggeschmorten Wirsing aus dem Topf. Auf dem Teller wirkt der dann wie ein bräunliches Gebirge - mit alpin wirkendem Blumenschmuck. Sympathisch ist, dass Filippou nicht schulmeisterlich eingreift.

"Da ist so eine schöne Würze drinnen . . . so macht Wirsingessen Spaß", lobt der Küchen-Profi zum Abschluss. Stimmt! Es muss ja nicht immer alles gleich "Wödklasse" sein.

FAZIT: Das überbordende Schmähführen von Andi & Alex ist einem unaufgeregteren, sympathischen Kommunikationsstil gewichen. Das gemischte Konzept aus Spitzengastronomie und Hobbyküche wirkt aber noch etwas schwammig.

INFO: "Frisch gekocht", ORF 2, Montag bis Freitag, 14 Uhr und 9.05 Uhr (Wiederholung)

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