Bergdramen: Der Spaziergang endet auf 1.000 Metern

Am Sonntag ging eine Lawine aus Schnee, Eis und Geröll auf der 3340 Meter hohen Marmolata ab, dem höchsten Berg in den Dolomiten in Südtirol. Mehrere Bergsteiger wurden mitgerissen, acht Menschen verloren ihr Leben, 15 werden noch vermisst (Stand: Montag Mittag). Die Marmolata: das ist hochalpines Gelände, nur etwas für erfahrene Bergprofis. Es ist davon auszugehen, dass die Bergsteigerinnen und Bergsteiger geübt, gut ausgerüstet und mit Bergführern unterwegs waren. Dass sie um die Gefahren am Berg Bescheid wussten - und trotzdem passieren solche Unglücke. Weil der Berg große Gefahren birgt: Tiefen, poröses Gestein, Steinschlag, Wetterphänomene, Gletscherspalten, die Höhe. Und damit viele Unvorhersehbarkeiten, viele Faktoren, die nicht berechnet werden können.
Der Klimawandel verschärft die Situation zudem: noch mehr Stürme und heftige Gewitter; Wärme in den Höhen, die das Eis schmelzen lässt; bröselndes Gestein, Gletscherspalten an Stellen, wo vorher keine waren.
Zu viele Tote auf Österreichs Bergen
272 Tote gab es im vergangenen Jahr auf Österreichs Bergen. Viele davon hätten, wohl anders als der aktuelle Vorfall auf der Marmolata, verhindert werden können. Wandern und Bergsteigen ist ein boomender Sport: man fährt mit dem Auto so weit rauf wie man kann, wandert dann hoch hinauf, macht Höhe, für die viele nicht die notwendige Erfahrung haben, nicht das notwendige Rüstzeug und auch nicht die Ausrüstung. Wir erinnern uns an Schulklassen, die in Bergnot geraten, Ausflügler mit Sandalen an den Füßen und ohne Rucksack. Da ist für den Notfall dann auch nichts dabei. Aber solche Spaziergänge, sie sollten spätestens auf 1.000 Meter enden.
Die Österreichische Bergrettung warnt jedes Jahr vor den Gefahren am Berg. Sie sind es auch, die in Not geratene Touristen suchen, bergen, vom Berg tragen oder manchmal nur noch die Überreste einsammeln. Sie begeben sich dafür oft selbst in Gefahr. Weshalb ganz klar gesagt werden muss: hochalpines Gelände ist nur etwas für Profis, darf nur mit ortskundigen Bergführern und der richtigen Ausrüstung begangen werden. Alles andere ist fahrlässig: sich selbst und der Gruppe gegenüber, in der man sich befindet. Und auch gegenüber den Bergrettern, die im Notfall ausrücken müssen.
Anmerkung: Die Autorin hat Drei-, Vier- und einen Fast-Sechstausender begangen. Sie ist immer mit kundigen Bergführern unterwegs und war auf den höchsten Bergen Österreich (Top 5). Sie hat Mount Meru (4.566 Meter) und Kilimanjaro (5.895 Meter) geschafft. Auf dem Matterhorn (4.478 Meter) war auf der Hörnli-Hütte auf 3.260 Meter Schluss, weil das Wetter nicht gut genug war. Umkehren-Können zählt zu einer entscheidenden Qualität am Berg. Ein alter Bergfuchs hat der Autorin einmal erklärt: Die Mutigen sind alle im Himmel.
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