Eisplatte löste sich in den Dolomiten: Mindestens sechs Tote

Eisplatte löste sich in den Dolomiten: Mindestens sechs Tote
Nach ersten Erkenntnissen wurden zwei Seilschaften getroffen.

Auf der Marmolada in der norditalienischen Region Trentino ist am Sonntag eine große Eisplatte abgebrochen und hat sechs Menschen in Tod gerissen. Ein Dutzend Menschen wurden verschüttet, nach weiteren möglichen Vermissten wird noch gesucht. Acht Menschen konnten bisher geborgen werden. Die Eisplatte löste sich laut Angaben des Bergrettungsdienstes in der Nähe von Punta Rocca, entlang der Aufstiegsroute zum Marmolada-Gipfel.

Dabei wurde auch der normale Aufstiegsweg auf den 3.343 Meter hohen Berg getroffen, auf dem sich gerade mehrere Seilschaften befanden. Zwei davon wurden von der Eisplatte mitgerissen.

Dutzende Menschen, die sich an Ort und Stelle befanden, wurden von Rettungseinheiten ins Tal gebracht. Ein Schwerverletzter wurde per Hubschrauber in das Krankenhaus der Stadt Treviso geflogen, zwei weitere wurden ins Spital von Belluno eingeliefert. Die anderen fünf Verletzten befinden sich im Krankenhaus von Treviso. Bei zwei Verletzten handelt es sich um zwei Ausländer. Genauere Angaben zur Staatsangehörigkeit der Todesopfer und der Verletzten gab es noch nicht.

Auf Twitter kursiert ein Video des Einsturzes:

Diese Aufnahme der gewaltigen Felsmassen in den Dolomiten veröffentlichte die Meteorologische Gesellschaft „Alpen-Adria“:

Die Gefahr weiterer Lawinen ist groß. Alle alpinen Rettungsstationen in der Region Trentino wurden aktiviert, fünf Hubschrauber und Dutzende von Rettungseinheiten seien auf dem Weg zum betroffene Gebiet. Die Suche nach Vermissten sei auch mithilfe von speziellen Geräten voll im Gange. Die Such- und Rettungskräfte mussten äußerst vorsichtig vorgehen, weil die Gefahr bestand, dass weitere Eis- und Felsstürze folgen könnten. Der Zugang zum Gletscher auf der Marmolada wurde nach dem Unglück gesperrt.

"Wir haben ein lautes Geräusch gehört, typisch für einen Bergsturz", sagte ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur Ansa. "Danach sahen wir eine Lawine von Schnee und Eis in hoher Geschwindigkeit in Richtung Tal stürzen und wir wussten, dass etwas Schlimmes passiert ist."

Der Präsident des Trentino, Maurizio Fugatti, erreichte die Dolomiten-Ortschaft Canazei, wo eine Einsatzzentrale eingerichtet wurde. Am Samstag war auf der Marmolada ein Temperaturrekord von zehn Grad am Gipfel gemessen worden, die Durchschnittstemperatur der vergangenen Jahre lag etwa bei 7 Grad. Der Marmolada-Gletscher ist der größte Gletscher in den Dolomiten und befindet sich auf der Nordseite der Marmoladagruppe. Diese liegt in den Provinzen Trient und Belluno.

"Der Klimawandel hat das Hochgebirge instabiler gemacht und die Gletscher sind nicht mehr im Gleichgewicht", erklärte der Glaziologe Massimo Frezzotti von der Universität "Roma Tre" gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur ANSA. "Eisplatten sind das Ergebnis eines natürlichen Prozesses, aber wenn die Temperatur zu hoch wird, kann das Risiko eines Einsturzes steigen", erklärte Frezzotti. "Der Gefrierpunkt liegt viel höher als der des Gletschers. Es ist klar, dass es nicht ratsam ist, unter solchen Bedingungen zu wandern", so Experten.

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