Benimmregeln fürs ganz normale Leben

Nach dem Kuh-Urteil soll es nun einen Verhaltenskodex für den Almbesuch geben.
Martina Salomon

Martina Salomon

Eigentlich ist es ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft, wenn sich die Regierung darum kümmern muss, wie man sich auf einer Alm zu benehmen hat. Aber es passt zum Zeitgeist, wo man auch über einen Elternführerschein diskutiert, weil intuitives Wissen in der Gesellschaft abhanden kommt. Ein Kind zu erziehen, ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Und für viele Stadtkinder ist die Kuh nur noch Milka-lila, das Schweinderl spricht mit dem Bauer, das Fleisch kommt aus dem Regal.

Unglücksfälle sind in dieser Welt natürlich niemals Schicksal oder Pech, daher muss ein Schuldiger gesucht und verklagt werden. Das wiederum zieht immer skurrilere und längere Warnhinweise nach sich, weil sich Grundbesitzer und Industrie gegen drohende Schadenersatzforderungen absichern. Auf jedem in den USA verkauften Stofftier findet sich mittlerweile ein Verweis, dass man es nicht essen sollte und auf jedem Plastiksackerl, dass man es sich nicht über den Kopf stülpen sollte. Jo eh. Plus Versicherungen, wie sie jetzt auch nach dem Zivilprozess gegen einen Landwirt überlegt werden, auf dessen Grundstück eine 45-jährige Hundebesitzerin von Kühen zu Tode getrampelt wurde. Eine schreckliche Verknüpfung unvorhergesehener Ereignisse, aber dennoch ein tragischer Einzelfall. Als Folge davon hätte im schlimmsten Fall eine Sperre von Almen für Wanderer gedroht.

Die beste Unfall-Absicherung ist natürlich, daheim auf dem Sofa liegen zu bleiben (und, Achtung, bitte nicht mit der Zigarette einschlafen). Wenn wir so weitertun, wird sich bald niemand mehr daraus erheben (dürfen), was übrigens auch nicht gesünder ist.

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