Das Problem ist die enorme Lücke zwischen dem, was wir glauben, in den Schulen zu vermitteln – und was wir wirklich vermitteln können. Die Mathematik-Lehrpläne versprechen zwar eine gute Grundlage, tatsächlich aber müssen die Pädagogen den Mathestoff auf Biegen und Brechen durchbringen und können gar nicht darauf vertrauen, dass der Stoff auch wirklich verstanden wird. Schlimmer noch, wird Uni-Professor Michael Eichmair nicht müde zu warnen, es sei ihm gar nicht klar, ob 14-Jährige bruchrechnen oder durch eine einstellige Zahl schriftlich dividieren können.
Wir sind uns also nicht einmal sicher, ob die Grundrechnungsarten wirklich beherrscht werden. Das ist eine bittere Erkenntnis von jemandem, der Studienanfängern mit einem eigenen Programm (Mathematik macht Freude) den Übergang zur Hochschulmathematik erleichtern will. Zu hohe Mathematik-Anforderungen an den Unis sieht Eichmair übrigens nicht. An Österreichs Unis seien diese nämlich eher geringer als in der Schweiz oder Deutschland.
Das Problem ist also die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Das hat nicht nur mit dem Druck der Pädagogen zu tun, Stoff durchpeitschen zu müssen, es liegt ein wenig auch an den Pädagogen, die den Stoff nicht immer didaktisch optimal aufbereiten. Und letztlich auch an (manchen) Schülern, die sich lieber der TikTok-App statt der Stochastik widmen.
Aber wie kommen wir da wieder raus? Natürlich gibt es kein Patentrezept. Aber das Problem als solches breit anzuerkennen, wäre ein wichtiger, erster Schritt. Vielleicht sollten wir auch diskutieren, ob Kegelschnitte, Integral und Exponentialfunktion dringend erforderlich sind, oder nicht besser in Extra-Nachmittagskursen angeboten werden sollten, dafür aber das Berechnen und Verstehen von Kredit- und Leasingangeboten für ein Bürgerleben sinnvoller wäre.
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