Adventkranz: Das "Klopapier" des zweiten Lockdowns

Kränze binden
"Bücher gegen Waffen": Da kann jeder mitreden und sich empören. Aber es gibt Wichtigeres – etwa eine Behördenreform.
Martina Salomon

Martina Salomon

Dieses Match kann kein Regierungspolitiker gewinnen, schon gar kein Grüner. „Wer braucht schon Bücher, wenn man Waffen kaufen kann?“ höhnt man allerorten. Zustimmung garantiert. Die in die Verantwortung geschleuderten Grünen halten tapfer dagegen: „Wer braucht schon seriöse Politik, wenn auch Populismus geht?“ entgegnete Sozialminister Anschober. Er hat nicht unrecht: „Verkauf und Wartung von Sicherheits- und Notfallprodukten“ gelten als systemrelevant, laut Gerichtsentscheidung fallen auch Waffen darunter. Wobei man da sicher nicht den schießwütigen Nachbarn oder den Wochenend-Hobbyjäger gemeint hat. Gut schaut’s dennoch nicht aus.

Viele Verordnungen wirken in dieser Krise unausgegoren. Und es herrscht Ärger darüber, dass man zwar Schnitzel beim Wirten abholen darf, nicht aber einen Adventkranz oder ein Buch beim Händler seines Vertrauens. Adventkränze abseits der Supermarkt-Massenware haben sich quasi zum „Klopapier“ dieses zweiten Lockdowns entwickelt – auch wenn die Landwirtschaftsministerin beschwichtigt, dass man die Kränze im Gartenbaucenter, beim Lebensmittelhandel oder auf Bauernmärkten erwerben kann. Möge uns also demnächst ein Licht aufgehen – ohne dass die Sicherungen durchbrennen.

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