Actionheldin kann man nur werden, wenn auch der eigene Magen mitspielt
In einem Film wirkt es immer so cool. Bei Verfolgungsjagden glänzen die gut angezogenen Protagonisten mit markigen Sprüchen, manchmal tippt ein Computernerd am Rücksitz (erfolgreich) Codes in seinen Laptop ein, um eine Atombombe zu stoppen. Und bei allen sitzt die Frisur. Im wahren Leben scheitert man hingegen oft an den eigenen Unzulänglichkeiten, bevor man an gut frisierte Heldentaten überhaupt nur denken kann.
Kürzlich nahm das Innenministerium Journalisten zu einer Konferenz mit – samt Anreise im Regierungskonvoi mit Blaulicht. Es war schnell, aber weit entfernt von einer Verfolgungsjagd. Trotzdem missglückte der Versuch, im Auto einen Artikel zu schreiben, an einem kolossalen Übelkeitsanfall. Statt markiger Sprüche gab’s konzentriertes Ein-und Ausatmen und gelegentliche Mhm-Laute bei den Gesprächen, damit die Mitreisenden nicht mitbekommen, dass sie mitten in ein Unglück hineingeraten könnten.
Die Männer im Freundeskreis waren im Nachhinein trotzdem begeistert von der Erzählung, verloren aber schnell das Interesse, nachdem die Frage „Was für ein Auto war das?“ geklärt war. Was an der Antwort „Ein schwarzes“ verkehrt war, ist unklar.
Die nächsten Einbußen beim Glamourfaktor folgten nach der Ankunft in Ungarn. Ein gemeinschaftliches Händewaschen mit der deutschen Innenministerin auf der Toilette resultierte in ein Gerangel mit einem Sicherheitsbeauftragten. Offensichtlich war das betreffende WC nur für Spitzenpolitiker reserviert. Das war nirgends zu lesen, was aber niemanden davon abhielt, unbefugte Nutzerinnen anzuschreien. So schnell verwandelt sich der Tagtraum davon, eine Heldin zu sein, in einen Albtraum, in dem man als Bösewichtin abgestempelt wird. Danach galt die Devise: Nicht durch weitere Peinlichkeiten auffallen.
Und die Frisur, die saß sowieso auch nicht mehr.
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