Stell dir vor, du gehst zu einer Bibliothek und es fehlen die Bücher

Stell dir vor, du gehst zu einer Bibliothek und es fehlen die Bücher
Als Buchliebhaber kommt man in Dublin auf seine Kosten. Sollte man zumindest meinen.
Agnes Preusser

Agnes Preusser

Ich liebe Bücher. Ich liebe das Lesen, den Geruch, das Rascheln beim Umblättern der Seiten. Ich kann nur selten ein Buchgeschäft betreten, ohne dort ein Buch zu kaufen. Dass sich die ungelesenen Bücher am Nachtkastl stapeln, hält mich auch nicht davon ab. Keine Lektüre zu haben, das stresst mich. Ein Urlaub ohne Buch ist ein Unding. Ähnliche Gefühle habe ich bei Bibliotheken. Die Luft durchzogen von jahrhundertealtem Wissen, es gibt kaum etwas Besseres.

Vergangene Woche war ich auf Urlaub in Dublin. Bei einem längeren Ausflug mit dem Reisebus konnte ich nicht lesen. Mir wird grundsätzlich leicht schlecht und der (vorsichtig ausgedrückt) abenteuerliche Fahrstil des Chauffeurs war meinem Wohlbefinden ebenfalls nicht zuträglich.

So konnte ich allerdings die Umgebung in vollen Zügen genießen. Die angesteuerten Ziele entschädigten mein buchverliebtes Herz ohnehin. Bei den Cliffs of Moher wurde etwa der sechste Teil der Harry-Potter-Reihe verfilmt. Und die Steinlandschaft The Burren soll einst J. R. R. Tolkien zu Herr der Ringe inspiriert haben. Angeblich hat sich hier auch mal Filmregisseur Steven Spielberg den Knöchel verstaucht, das sagte zumindest der Fremdenführer. Ob ihm zu glauben ist, ist aber fraglich, schließlich hat er auch behauptet, dass wir mit dem besten Busfahrer des Landes durch Irland fahren.

In Dublin selbst musste ich natürlich zum Trinity College, um dort die Old Library zu besuchen. Das war allerdings eine einzige Enttäuschung. Die Regale waren allesamt leer. 20.000 Bücher wurden für ein Restaurationsprojekt abtransportiert. Für die Holzbretter voller gähnender Leere habe ich noch dazu den vollen Eintritt bezahlt. Die Information wäre auf der Website der Bibliothek ersichtlich gewesen. Beim Buchen habe ich das lästige Pop-up aber einfach weggeklickt.

Die Moral von der Geschichte: Sich etwas nicht nur anzuschauen, sondern auch wirklich durchzulesen, schadet nie.

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