Was machen zwanzig 40-Tonnen-Laster auf der größten Brücke Kroatiens?
Eine schwere Geburt. Kaum ein anderes Bauvorhaben in der Geschichte Balkans hat sich diese Bezeichnung mehr verdient als die Pelješac-Brücke. Der offizielle Baustart der rund 2,4 Kilometer langen Schrägseilbrücke, die Süddalmatien mit dem Rest des Landes verbindet, war am 30. Juli 2018.
Die Kritiker des Projekts haben allerdings den 24. Oktober 2007 im Kopf, denn an diesem Datum begann die Umsetzung des ursprünglichen Entwurfs, der eine Schrägseilbrücke mit zwei Pylonen und einer Spannweite von 568 m vorgesehen hatte. Wegen finanzieller Probleme verlangsamten sich die Arbeiten zunächst und wurden schließlich im Jahr 2010 gestoppt.
Strategisch wichtig
Erst nachdem die EU den Kroaten finanziell unter die Arme gegriffen hatte und sich das chinesische Bauunternehmen China Road and Bridge Corporation (CRCB) bei der Vergabe gegen den österreichischen Baukonzern Strabag durchgesetzt hatte, wurden die Arbeiten wieder aufgenommen. In das gesamte Projekt, das die 55 Meter hohe Brücke mit vier Fahrspuren und mehr als 30 Kilometer Zufahrtsstraßen umfasst, floss nach Angaben der kroatischen Regierung ein Investitionsvolumen von 550 Mio. Euro. Dazu steuerte die EU aus dem Kohäsionsfonds 357 Mio. Euro bei. Im Juni soll die Brücke eröffnet werden.
Die Brücke ist für Kroatien von strategischer Bedeutung, denn sie wird erstmals den Norden des Landes direkt mit dem Süden verbinden. Derzeit werden die beiden Landesteile noch durch wenige Kilometer bosnisch-herzegowinisches Staatsgebiet getrennt. Der Korridor von Neum, ein 23 Kilometer langer Küstenstreifen an der Adria, der zu Bosnien-Herzegowina gehört, stellt derzeit die einzige Landverbindung zwischen Dubrovnik und dem übrigen kroatischen Festland dar.
Tests unter enormer Belastung
Die Brücke machte nun wieder mal von sich reden. Seit Freitagmorgen testen etwa zwanzig Lastwagen, wie sie sich unter schwerer Last verhält. Jeder der beladenen Lkw wiegt 40 Tonnen. Auf der Brücke werden Messungen im Stehen, Fahren oder abrupten Anhalten nach einem genau festgelegten Protokoll durchgeführt.
Verformungen, Vibrationen der Brücke werden kontrolliert, Spannungen werden gemessen, eine vollständige Überwachung der Brücke wurde eingerichtet, erklärte Projektant Marjan Pipenbaher zum kroatischen Rundfunksender HRT. Laut ihm seien mindestens in den nächsten hundert Jahren keine größeren Eingriffe erforderlich: "Ich bin zufrieden, sehr zufrieden. Die Brücke sieht sehr gut aus, sie ist auch gut verarbeitet. Ich hoffe nur, dass der Investor sie qualitätsvoll instand hält und dass sie die Lebensdauer hält, für die es geplant ist."
Die Asphaltierung und Ausstattung der Brücke ist abgeschlossen. Arbeiter aus China sollen bald nach Hause gehen dürfen. Nach der Belastungsprobe folgt in zehn Tagen eine technische Abnahme. Die ersten Autos könnten im Juni über die Brücke fahren, wenn die meisten Zufahrtsstraßen fertig sind.
Kommentare