Virales Foto: Wie der Kampf gegen Corona-Maßnahmen alte Feinde eint
Gemessen an den Reaktionen in den sozialen Netzwerken haben die am Samstag in Wien abgehaltenen Corona-Demos großes Echo erzeugt. Zumindest bei den Gleichgesinnten quer durch Europa.
Viel Beachtung fand in den Balkan-Medien vor allem ein Foto, das am Schwedenplatz entstanden ist. Darauf zu sehen sind vier Männer, die in einer Gruppe von Demonstranten mit drei Flaggen vorneweg marschieren. Dass Flaggen bei solchen Anlässen gerne gehisst werden, ist an sich kein Geheimnis. Dass es sich dabei um bosnische, serbische und kroatische Flaggen, die offenbar gut gelaunte Fahnenträger dicht aneinander halten, handelt, stellt aber schon eine Überraschung dar. Zur Erinnerung: Die drei Länder bekriegten sich in den 1990er Jahren, die scheinbar beigelegte Feindschaft wird immer noch gepflegt.
"Das Impfgegner-Treffen in Wien hat uns die Pfade und Bilder vergessener Brüderlichkeit und Einheit zurückgegeben", schrieb das bosnische Portal Buka unter dem auf Facebook veröffentlichten Foto. Über "Impfgegner-Brüderlichkeit und Einheit" twitterte auch der bosnische Polit-Analytiker Srđan Puhalo.
Die Kommentare darunter sind geteilt. Während die einen das Foto verurteilen und als eine "Schande für alle Völker und Ethnien Ex-Jugoslawiens" bezeichnen, finden die anderen lobende Worte. "Nur gemeinsam können wir etwas erreichen. Deshalb haben sie uns als Nationen, als Familien, als Freunde geteilt. Das war ihr Ziel - uns zu teilen und zu regieren", schreibt eine Facebook-Userin.
Anderer Meinung ist der in Sarajevo ansässige Journalist Adis Nadarević: "Ein schönes Foto von den Anti-Impf-Protesten in Wien, das zeigt, dass die Völker des Balkans ZUSAMMEN KÖNNEN, sie können aber einfach nichts Schlaues oder zumindest Vernünftiges zusammen tun.
Die Authentizität des Fotos war auch ein Thema. Alles Fake, oder was? Der KURER hat also das Foto auf Echtheit geprüft und ist beim Blättern der Aufnahmen, die Kollegen am Samstag vor Ort gemacht haben, auf eben dieses Trio mit Flaggen der Ex-Jugoslawien-Länder gestoßen. Es ist also wahr, man ist zumindest in Corona-Sachen vereint.
Fake ist allerdings eine andere Aufnahme, die in sozialen Netzwerken kursiert. Darauf ist eine riesige Menschenmenge, etwa 100.000 zu sehen, daneben ist auf Bosnisch/Kroatisch/Serbisch Wien (Beč) zu lesen. Dabei handelt es sich um eine 30 Jahre alte Aufnahme einer Versammlung in Moskau.
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