Serbischer Arzt rechnet mit Impfgegnern ab: "Erwartet von uns keine Empathie"

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Ein in Slowenien lebender Pulmologe schrieb sich auf Twitter seinen Pandemie-Frust von der Seele.

"Wenn ihr eines Tages wegen eurer Dummheit im Krankenhaus landet, was gewiss passieren wird, werden wir euch gemäß allen Protokollen behandeln, aber erwartet nicht den Hauch von Empathie, das werdet ihr nicht bekommen", lautet die unmissverständliche Botschaft von Srđan Lukić an seine potenziellen Patienten. "Wir werden sprichwörtlich höflich sein, ihr solltet aber wissen, dass wir hinter dieser Fassade jede Windung eures Schädlingshirns verachten. Auf Wiedersehen“, schrieb sich Lukić auf Twitter seinen Frust von der Seele.

Srđan Lukić ist ein serbischer Pulmologe, der im slowenischen Städtchen Izola lebt und arbeitet. In dieser Pandemie war er oft im serbischen Fernsehen zu sehen, aus der Sicht eines Fachmannes schilderte er seinen Landsleuten die Corona-Lage in Slowenien, klärte sie über die neuesten Erkenntnisse zum Virus auf. Seine mehr als 13.000 Follower hält er ebenso auf dem neuesten Stand. Sein Tweet vor einer Woche war eine Art Hilferuf - und Abrechnung mit Impfgegnern. 

"Der natürliche Weg"

Als Anlass nahm er einen Mann, der nach einer Covid-Erkrankung zum Dauerpatienten geworden ist. "Selbstverständlich kann ich mich nicht an alle Covid-Patienten erinnern, die in meinem Krankenhaus gelandet sind, einen werde ich aber sicherlich nicht vergessen. Dabei handelt es sich um einen Patienten mittleren Alters, der in seiner Anamnese im Krankenhaus angab: 'Ich wurde nicht gegen COVID geimpft, weil ich das Virus 'auf natürlichem Weg' überwinden möchte'", fängt Lukić seine Twitter-Schilderung an. 

Der Gesundheitszustand des Mannes verschlechterte sich derart, dass er zuerst in die eine, dann in die andere Fachklinik verlegt werden musste. Er landete auch auf der Intensivstation und blieb lange dort. Anschließend musste er aufgrund von Muskelschwäche in die Reha. "Nach der Rehabilitation wird er noch mindestens sechs Monate, wenn nicht sogar ein Jahr brauchen, um wieder annähernd das Niveau der körperlichen Leistungsfähigkeit zu erreichen, das er vor der Krankheit hatte. Er wird es wahrscheinlich nie schaffen, das gleiche Niveau zu erreichen, so sehr er es 'auf natürlichem Weg' versuchen würde. Aber genau das wollte er. Oder nicht?", fragt der Arzt. 

"Hätten wir seinen anfänglichen Wunsch respektiert, den er sicherlich schon beim Betreten des Krankenhauses aufgegeben hätte, und hätten wir ihn 'auf natürlichem Weg' über den Virus hinwegkommen lassen, wäre er nach ein paar Tagen nicht mehr da. Er überlebte mit der Hilfe von Dutzenden von Menschen, die seit zwei Jahren wie Löwen kämpfen", schreibt der gebürtige Belgrader. 

Lukić erklärt, dass es unmöglich sei, jeden Tag sein Bestes zu geben und sich bis zum Maximum zu pushen, um "das zu korrigieren, was es gar nicht gäbe, wären Patienten einfach geimpft".

Die Ärzte seien auch Menschen, betont er. "Wir wählen uns unsere Patienten nicht aus. Wir behandeln diejenigen gleich, die für sich selbst und andere verantwortlich sind. Aber wir sind auch Menschen mit der ganzen Bandbreite an Emotionen, die sich im Laufe der Pandemie immer mehr verstärkt haben. Diese Emotionen beeinflussen nicht unsere Arbeit, aber sie betreffen uns persönlich. Sowohl bei der Arbeit als auch außerhalb", erklärt Lukić.

Das Recht, darauf zu pfeifen

Deshalb könnten er und seine Kollegen nicht mehr schweigen und über bekannte und unbekannten Persönlichkeiten hinwegsehen, die "aus Egoismus, menschlicher Dummheit und Begrenztheit alles tun, um den Kampf gegen das Virus zu sabotieren und unsere Arbeit zu erschweren".

So wie jeder das Recht habe, "sich auf seine Freiheiten zu berufen und darauf zu scheißen, so haben auch wir Ärzte das Recht, auf Ihr Geschwätz, ein Deckmantel für Ihre Egozentrik, zu pfeifen". Die Philosophie solcher Menschen interessiere ihn und seine Kollegen nicht, blieb Lukić deutlich. 

Der Thread des Arztes erlangte am ganzen Balkan große Bekanntheit. Konsequenzen für die Deutlichkeit seiner Worte gab es berufstechnisch (noch) nicht. 

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