Serbiens Opposition hat einen Mann, der Vučić stürzen soll

Vote on the constitutional reforms in Serbia
Ex-Generalstabschef Zdravko Ponoš will den langjährigen Präsidenten bei den Wahlen herausfordern.

Die führenden serbischen Oppositionsparteien wollen Präsident Aleksandar Vučić bei den Wahlen im April mit einem gemeinsamen Spitzenkandidaten herausfordern. Der frühere Armeechef Zdravko Ponoš soll bei der Präsidentenwahl gegen Vučić antreten, gaben die Partei der Freiheit und Gerechtigkeit (SSP), die Volkspartei (NS) und die Demokratische Partei (DS) bekannt. Auch bei der Bürgermeisterwahl in Belgrad treten die drei Parteien geeint an.

Die seit 2012 regierende Serbische Fortschrittliche Partei (SNS) hält ihre Karten allerdings noch bedeckt. Beobachter gehen aber fest davon aus, dass sich Vučić neuerlich um das Präsidentenamt bewerben wird. Offen ist, wen die SNS bei der Bürgermeisterwahl in der Hauptstadt aufstellen wird. Für Aufsehen sorgten jüngst Berichte, Vučić habe die Kandidatur dem Stadtchef von Ljubljana, Zoran Janković, angeboten. Der gebürtige Serbe bestätigte zwar, dass er mit Vučić gesprochen habe, aber nicht über den Bürgermeisterposten. Janković gilt als Erzfeind des konservativen slowenischen Premiers Janez Janša. Der mit einer kurzen Unterbrechung seit 2006 amtierende Janković sitzt im Rathaus von Ljubljana fest im Sattel, doch sind ihm Korruptionsermittlungen in jüngster Zeit immer näher gerückt.

Ein 81-Jähriger soll Belgrads erster Mann werden

Der oppositionelle Präsidentschaftskandidat Ponoš hat neben militärischer auch diplomatische Erfahrungen. So war der 59-Jährige serbischer Vize-Außenminister und Kabinettschef des Präsidenten der UNO-Vollversammlung, Vuk Jeremić (2012/13). Generalstabschef war Ponoš von 2006 bis 2008 gewesen. Siegeschancen werden ihm gegen Vučić zwar keine gegeben, doch könnte sein Antreten den Amtsinhaber zumindest in die Stichwahl zwingen. Die Wahl im Jahr 2017 hatte Vučić bereits im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit gewonnen.

In der Hauptstadt sieht es für die Opposition nach der Papierform besser aus, gilt Belgrad doch als ihre traditionelle Hochburg. Dort tritt der pensionierte Universitätsprofessor und frühere serbische Botschafter in London und dem Vatikan, Vladeta Janković, für die drei Parteien an. An Erfahrung mangelt es dem früheren Spitzenfunktionär der Demokratischen Partei (DS) und der Demokratischen Partei Serbiens (DSS) nicht, doch dürfte er sein Alter - er wird im September 82 Jahre alt - als Handicap empfinden. So gab er vorsorglich bekannt, dass er sich von Experten für bestimmte Arbeitsbereiche helfen lassen werde.

Sollte es der Opposition tatsächlich gelingen, die vor Jahren verlorene Verwaltung von Belgrad zurückzugewinnen, würde dies der regierenden SNS von Vučić ganz gewiss einen schweren Schlag versetzen. Dies wäre der Anfang vom Ende der SNS-Regierungszeit, sind regierungskritische Analysten gar überzeugt.

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