In Österreich bekannte kriminelle Gruppe soll Attentat auf Vučić planen

TURKEY-SERBIA-DIPLOMACY
Der sogenannte "Kovacian-Clan", der auch hierzulande sein Unheil getrieben hat, soll den serbischen Präsidenten auf der Abschussliste stehen haben.

Der serbische Innenminister Aleksandar Vulin ließ bei der am Freitagabend einberufenen Pressekonferenz aufhorchen. "Durch eine dringende Meldung, die ein EU-Mitglied am 14. Jänner über Europol und unter Nutzung der offiziellen Kommunikationskanäle zwischen den Polizeidienststellen übermittelte, erhielt das Innenministerium offiziell Kenntnis von operativen Informationen, wonach eine organisierte kriminelle Gruppe ein Attentat auf den serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić plane", erklärte Vulin vor den versammelten Medienleuten. 

Demnach sei das Attentat auf Vučić in der ersten Februarhälfte geplant, gab Premierministerin Ana Brnabić in einem Fernsehauftritt nach der Pressekonferenz ihres Kollegen. Eine Untersuchung sei bereits eingeleitet. "Nachdem wir von der Qualität und dem Wert der erhaltenen Informationen überzeugen konnten, leiteten Mitglieder des Innenministeriums zusammen mit Vertretern von Europol und Partnerdiensten eine umfassende Aktion ein, um die Identität aller Mitglieder der unter Verdacht stehenden kriminellen Gruppe, die sich die Ermordung von Präsident Vučić zum Ziel gesetzt hat, festzustellen", sagte Vulin. 

Ein Mitglied wurde in Wien erschossen

Die kriminelle Gruppe, die Vulin am Freitagabend auch namentlich nannte, ist auch in Österreich ein Begriff. Es handelt sich um den montenegrinischen "Kovacian-Clan" (Serbisch: "Kavački klan"), dessen Kopf Radoje Zvicer, ein gesuchter Schwerverbrecher, ist. Ende 2018 wurde der 32-jährige Vladimir Roganović, Mitglied des "Kovacian-Clans", in der Wiener Innenstadt erschossen.

Die tödlichen Schüsse fielen in einer Passage beim Lugeck erschossen. Stefan V., ebenfalls Mitglied des Clans sein, wurde mehrfach getroffen - überlebte aber. 

Fahndung

Nach dem Mann, der dem Clan vorsteht, wird nun gefahndet. Zvicer wird wegen Schmuggels und illegalen Verkaufs von Drogen sowie einigen Morde bereits in Serbien, Montenegro und anderen Ländern, darunter auch Österreich, gesucht.

"Ob Radoje Zvicer diese kriminelle Vereinigung versammelt und organisiert hat, um Vučić zu töten, oder ob er einen Befehl von seinem politischen Auftraggeber erhalten hat, wird die Untersuchung zeigen. Bis dahin werden wir auch in Zusammenarbeit mit militärischen Geheimdienststrukturen alles tun, um unsere verfassungsmäßige Ordnung, den Alltag, aber auch die Sicherheit und das Leben des Präsidenten zu wahren Vučić“, erklärte der serbische Innenminister Vulin. 

Ein Dank und viel Kritik

Einen Tag nach der Pressekonferenz meldete sich die vermeintliche Zielperson des Attentats zu Wort. Vučić erklärte, er habe lediglich die Information von Europol gelesen, dass ein Attentat auf ihn vorbereitet werde, wisse aber nichts weiter darüber.

"Ein europäisches Land übermittelte operative Informationen über den Attentatsversuch und gab eine Menge an Informationen preis. Dafür bin ich dankbar", sagte Vučić.

Von der serbischen Opposition kamen bereits kritische Stimmen. Der Präsident würden vermeintliche Attentatspläne zu Propagandazwecken nützen. Die stellvertretende Präsidentin der oppositionellen Partei Demokratska stranka (DS) Dragana Rakić erklärte gegenüber der Zeitung Danas, "dass wir in einem normalen demokratischen Staat erst dann von dem Attentatsversuch auf den Präsidenten erfahren würden, nachdem die Polizei die Attentäter und ihre Drahtzieher festgenommen habe". 

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