Vom großen Unwissen - unser Afrikabild hat ein Problem

Vom großen Unwissen - unser Afrikabild hat ein Problem
Schwarze Menschen werden als Masse, nicht als Individuen mit Geschichte abgebildet.

Krisen, Krieg und Hunger - das sind die Themen, an die viele Österreicher*innen denken, wenn sie den Begriff Afrika hören. Das ist nicht nur problematisch, sondern offenbart auch den Zustand unseres Bildungssystems und der Medienwelt.

Mittlerweile ist der "Afrika ist ein Land"-Sager unserer ehemaligen Wirtschaftsministerin wieder eine Zeit her. Vergessen werde ich ihn nie. Denn es ist ein Symptom des mangelnden Wissens und des fehlenden Respekts. Afrika ist ein Kontinent mit sehr vielen Ländern. Mit noch viel mehr Geschichte. Unser Bildungssystem vergisst diesen Kontinent allerdings gerne. In Schulbüchern sind die Informationen spärlich, fast nicht vorhanden oder teilweise sogar falsch.

Im Geschichtsunterricht lernen wir vielleicht über das alte Ägypten. Die Gebiete südlich der Sahara, mit ihrer vielfältigen Geschichte, werden ausgeblendet. In Geografie und Wirtschaftskunde findet sich möglicherweise ein Kapitel über Hunger und Armut und der transatlantische Sklavenhandel findet im Englischunterricht eine kurze Erwähnung. Grundsätzlich ist es nicht falsch, dass diese Inhalte am Lehrplan zu finden sind. Die betroffenen Buchseiten sind allerdings voll mit stereotypen Darstellungen und rassistischen Inhalten.

"Afrikanisch" gibt es genauso wenig wie "europäisch"

Wenn wir Bilder aus Afrika sehen, sehen wir oft schöne Landschaften mit Giraffen, Elefanten und Antilopen, die eigentlich eher eine Werbung für Safaris sind. Immer noch wird Afrika mit nackten Menschen in Hütten bebildert. Die Städte, die Bevölkerung und die enorme wirtschaftliche Entwicklung in vielen Ländern wird ausgeblendet. Dabei fällt mir immer wieder auf, dass viele Österreicherinnen und Österreicher absolut keine Ahnung von der Kulturen- und Religionsvielfalt des Kontinents haben.

Über die Konflikte und Kriege wird berichtet, über die Kulturen nicht. Das wird einem auch immer schmerzlich bewusst, wenn jemand fragt, ob eine Schwarze Person "afrikanisch" spricht. Diese Sprache gibt es genauso wenig wie "europäisch". Alleine in Nigeria gibt es beispielsweise zahlreiche Sprachen und dazugehörige Kulturen. Yoruba, Hausa, Igbo, Fulfulde und Kanuri sind nur ein paar der Sprachen, die in Nigeria gesprochen werden. Hunderte weitere können gefunden werden. Die wichtigste Amtssprache ist Englisch und erinnert daran, dass das Land eine britische Kolonie war. Der Kolonialismus - der in Österreich zu wenig Thema ist - hat sein notwendiges getan, um Konflikte am Kontinent auszulösen, beispielsweise durch die willkürliche Grenzziehung.

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