Beruhigende Muttersprache
"Wir verschicken SMS-Nachrichten an die Nutzer der ÖIF-Angebote, verständigen sie darüber, dass sie zwischen 9 und 17 Uhr zu unserer Impfaktion kommen können - und das ohne Voranmeldung", erklärt Impfkoordinatorin Sonja Ziganek in einem Schulungsraum, der an diesem Tag zu einem Anmelderaum umfunktioniert wurde. Die Hälfte der Tische sind besetzt von Männern, die Impfbögen ausfüllen. Denjenigen, die dabei ins Stocken geraten, wird sofort geholfen. Zwei Dolmetscher - einer für Farsi und Dari, eine für Arabisch - pendeln im Stile eifriger Lehrer von einem zum anderen.
"Ich werde eigentlich immer gefragt, ob ich auch geimpft bin", erzählt Rasuly Enayatullah. Der 25-Jährige ist selbst vor sechs Jahren von Afghanistan nach Österreich geflüchtet. Seit drei Jahren arbeitet er als Dari- und Farsi-Übersetzer beim ÖIF. "Es beruhigt viele, wenn sie vom jemanden, dem sie vertrauen, in ihrer Muttersprache hören, dass dieser schon dreimal geimpft ist und keine Nebenwirkungen hatte", betont Enayatullah.
Menschen, die als Herkunftsland Afghanistan haben, sind einer der größten Gruppen, die sich beim ÖIF den Stich holen. "Die meisten kommen aber aus Syrien. Sie machen bestimmt 70 bis 80 Prozent aus", bestätigt Zigalek.
Dieselben Ängste
Im Zimmer nebenan machen sich zwei Somalierinnen bereit für den Stich. Für beide ist es bereits der dritte. Angst hätten sie keine, sagt die eine - und wird sofort von der anderen korrigiert. Sie möge keine Spritzen, gibt sie lächelnd zu. Während sie für die Ärztin hinter dem Paravent den linken Oberarm freimacht, erklärt die andere, dass die Ängste in der Community dieselben seien wie auch bei den Österreichern. "Die Nebenwirkungen machen den Leuten die meisten Sorgen: Frauen, dass sie nicht mehr schwanger werden können, Männern, dass sie Herzprobleme bekommen könnten", sagt sie. Ihr sei die Entscheidung jedenfalls leicht gefallen.
"Die meisten, die herkommen, fragen tatsächlich nach den Nebenwirkungen, aber auch wann sie denn nach der Impfung wieder Sport betreiben können. Die Übersetzer briefen die Leute schon sehr gut, ich schreite nur ein, wenn es kritische Fragen wie Impfen in der Schwangerschaft, der Stillzeit etc. geht", erklärt Dr. Marietta Coloini, die abgesehen von den ÖIF-Aktionen auch in den Impfboxen Impfstoffe verabreicht. "Die Erststiche passieren hier viel häufiger als in den Impfboxen. Das ist auffallend", verrät die Ärztin. Laut ihr werden die Booster von Pfizer erfahrungsgemäß sehr gut vertragen.
Über 3.000 bekamen einen Stich
Bei den vorherigen acht Impfaktionen, die vom Mobilen Impfteam der Stadt Wien sowie dem Samariterbund und dem Grünen Kreuz unterstützt werden, seien 726 Impfungen durchgeführt worden. 67 kamen allein am Dienstag hinzu.
Rechnet man die Aktionen in den Bundesländern hinzu, kommt man österreichweit auf 3.217 Personen, die in ÖIF-Zentren oder bei Impfaktionen gemeinsam mit den Bundesländern geimpft werden konnten.
Ein Termin für alle
Primär sei die Aktion in Wien für die Zielgruppe des ÖIF und seine Mitarbeiter gedacht, der Termin aber auch als mobiler Impftermin auf der Seite der Stadt Wien angegeben. "Eingeladen sind daher alle Impfwilligen, die in der Nähe wohnen", betont Sonja Zigalek, die zum wiederholten Male das Gespräch unterbrechen muss. Ein syrischer Mann steht mit einem Zettel vor der Tür und wartet auf die weiteren Anweisungen. Die Impfkoordinatorin selbst kümmert sich um sein Anliegen.
Dieser Einsatz am Dienstag wird nicht ihr letzter in dieser Pandemie gewesen sein. Zigalek geht aufgrund von Omikron fest davon aus, dass die nächste ÖIF-Impfaktion bald bevorsteht.
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