Feminismus vs. Hidschab
2013 rief Nazma Khan den „World-Hijab-Day“ ins Leben. Die Initiatorin und zahlreiche Mitstreiterinnen in vielen Ländern laden am 1. Februar jedes Jahres muslimische und nicht-muslimische Frauen ein, für einen Tag den Hidschab zu tragen. Ihr Ziel ist dabei auch, zu zeigen, dass Frauen mit dieser Kopfbedeckung im Alltag oft Diskriminierung erleben. Khans Initiative ist allerdings nicht unumstritten. Der Twitter-Hashtag #FreeInHijab, den die Initiatorin heuer für den Aktionstag gewählt hat, entfachte einen globalen Streit. Gläubige Muslimas und manche Feministinnen stehen sich darin gegenüber. Die Begriffe, die dabei fallen, sind Freiheit, Unterdrückung und Selbstbestimmung.
Für manche feministischen Strömungen sind Feminismus und Kopftuchtragen nicht vereinbar. Doch ist dem wirklich so? „Die Leute, die sich in ihrem Rassismus bestätigt fühlen wollen, sagen: ‚Ja, das geht nicht. Kopftuch verträgt sich nicht mit Feminismus. Und Punkt‘“, erklärte die in Wien lebende Bestseller-Autorin Menerva Hammad, selbst Hidschab-Trägerin, im KURIER-Interview.
Für Hammad und Millionen andere Frauen stellt das Tragen des Hidschab vielmehr den Ausdruck ihres Glaubens und ihrer Spiritualität dar. Die wörtliche Bedeutung von Hidschab ist „zu verschleiern“, „zu bedecken“ oder „abzuschirmen“. In der islamischen Lehre, die je nach Glaubensgemeinschaft auch teilweise unterschiedlich ausgelegt wird, gilt er nicht nur als Kleidungsvorschrift, sondern ist auch ein Weg, um moralische Grenzen zwischen nicht verwandten Männern und Frauen darzustellen. Wichtig dabei: nur freie Frauen dürfen den Hijab annehmen und selbstbewusst trage. Das zeigen moderne Muslimas in der Öffentlichkeit auch immer mehr.
„Heute trauen sich Frauen mehr in die Öffentlichkeit. Sie trauen sich auch, sich modebewusster zu kleiden, auch mit Hidschab“, sagte Bara’a Bolat gegenüber dem KURIER. Sie war die erste Austrias-Next-Topmodel-Kandidatin mit einem Hidschab. Mittlerweile ist sie erfolgreich als Influencerin tätig und hat ihre eigene Kopftuch-Marke. Über fehlende Konkurrenz kann sie sich nicht beklagen.
Von Frauen zu Frauen
Denn Mode, die sich gezielt an Hidschab-Trägerinnen richtet, ist mittlerweile zu einem großen Markt geworden. Sogenannte „Modest Fashion“, bei der Frauen bewusst weniger Haut zeigen, erfreut sich großer Beliebtheit. „Sie wird hauptsächlich von Frauen für Frauen gemacht. Dadurch werden patriarchale Einstellungen ersetzt – und zwar durch weibliche Visionen und Darstellungen, wie Frauenmode aussehen kann“, schreibt die Vogue.
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