"Blutender Fluss": Öko-Katastrophe in Bosnien

"Blutender Fluss": Öko-Katastrophe in Bosnien
Klimaktivisten haben in der mittelbosnischen Stadt Zenica registriert, wie Abwässer aus einem Stahlwerk den Fluss Bosna gänzlich verfärben.

Zenica befindet sich seit Jahrzehnten unter den Städten mit der größten Luftverschmutzung - und das nicht nur in Bosnien-Herzegowina, in dessen Mitte sie liegt, sondern auf der ganzen Welt. Schuld daran ist in erster Linie das riesige Stahlwerk, das 1892, noch zu den Zeiten als Bosnien der Österreichisch-Ungarische Monarchie angehörte, gebaut wurde. Željezara Zenica, so der Name des Stahlwerks in der Landessprache, zählte vor dem Zerfall Jugoslawiens mit 24.000 Angestellten zu den größten Stahlwerken Europas und rühmte sich nicht gerade damit, bei seiner Produktion auf den Umweltschutz zu achten. 

Mittlerweile gehört Željezara zu dem riesigen internationalen Stahlkonzern ArcelorMittal, das sich bei seiner Ankunft in Zenica verpflichtete, die erforderlichen Auflagen zu erfüllen. Die Bewohnerinnen und Bewohner Zenicas, Öko-Vereinigungen und Bürgerinitiativen sehen die Besitzer als Hauptschuldige dafür, dass ihre Stadt immer noch eine "Smog-Hochburg" ist. 

Am Dienstagmorgen dürften sie sich abermals in ihrer Meinung bestätigt gefühlt haben. Öko-Aktivisten dokumentierten in der unmittelbaren Nähe des Stahlwerks, wie in den Fluss Bosna Abwässer freigesetzt wurden, die dazu führten, dass sich die Farbe des Flusses gänzlich verfärbte. Die lokalen Medien schrieben von einem "blutenden Fluss", schien Bosna doch plötzlich dunkelrot geworden zu sein. 

Die Aktivisten wandten sich anschließend mit einem Bericht über die Verschmutzung des Flusses an die zuständige Verwaltungsbehörde. Diese ließ die Stelle begutachten und stellte fest, dass die Verschmutzung kein Fischsterben verursacht habe. Zumindest das.

"Die Verwaltungsbehörde trifft in ihrem Zuständigkeitsbereich alle gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen zur Ermittlung der Ursache und zur Ahndung des Verursachers der Verschmutzung. Nach dem Abschluss der Untersuchungen wird die Öffentlichkeit rechtzeitig über die Ergebnisse und die getroffenen Maßnahmen informiert", heißt es in einer Pressemitteilung. In einer, die die aufgebrachten Bewohnerinnen und Bewohner Zenica nicht besänftigen sollte. 

Auch ArcelorMittal meldete sich inzwischen zu Wort. "Der Vorfall heute Morgen im Fluss Bosna stellt eine große Überraschung für uns dar, da wir seit Jahren in Systeme zur Verringerung der Umweltbelastung investieren und in diesem Bereich erhebliche Verbesserungen feststellen konnten. Diese Situation ist für uns nicht akzeptabel, deshalb führen wir gemeinsam mit den zuständigen Institutionen eine sehr detaillierte Untersuchung vor Ort durch, um den Sachverhalt zu klären", heißt es in einer Aussendung. 

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