Ehrenamtliche Hilfe für Geflüchtete: Was muss ich beachten?

Ehrenamtliche Hilfe für Geflüchtete: Was muss ich beachten?
Wer sich darauf einlassen will, sollte vorher eigene Ansprüche, Erwartungen und Grenzen klären.

Zuerst waren es nur Bilder, im Fernsehen, in den Zeitungen, auf Sozialen Medien, die uns vom Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine in Russland begleiteten. Doch mittlerweile sehen wir die Opfer dieses Krieges auch schon in Österreich, vor unseren eigenen Vierwänden.

Bereits über zwei Millionen Menschen sind aus der Ukraine geflüchtet. Die meisten gehen in Nachbarländer wie Polen oder Rumänien. Doch auch in Österreich kommen immer mehr Schutzsuchende an.

Und immer mehr Menschen wollen ihnen auch helfen, ehrenamtlich an dieser Situation arbeiten. Doch gerade auch hier gibt es Sachen zu beachten. Denn auch wenn der Drang zu helfen groß ist, ist gut gemeint nicht auch immer wirklich gut.

Wichtig, Stabilität zu geben

Ein wichtiger Punkt sind derzeit etwa Unterkünfte. Für zahlreiche Schutzsuchende ist es wichtig, eine sichere Unterkunft zu haben. Doch auch hier: Wenn man diesen Schritt geht, und Menschen, Unterkünfte zur Verfügung stellt, muss das durchdacht sein. „Auf unserer Plattform, wo Menschen Unterkünfte zur Verfügung stellen, ist ein Kriterium etwa, dass dies für mindestens einen Monat sein muss. Anders ergibt es keinen Sinn. Für Schutzsuchende ist es essenziell, dass sie Stabilität haben“, sagt Roberta Rastl von der Diakonie Österreich.

Und wenn man einen schutzsuchenden Menschen begleitet, oder sogar aufnimmt, sollte man sich auch bewusst sein, was die eigenen Grenzen sind. Denn die ehrenamtliche Arbeit ist zwar wichtig, aber auch anspruchsvoll. Wer sich darauf einlassen will, sollte eigene Ansprüche, Erwartungen und Grenzen klären, um Enttäuschungen und Überlastungen zu vermeiden.

  • Wie gut kennen Sie Ihre Vorurteile? Sind Sie bereit, sich damit auseinanderzusetzen?
  • Können und wollen Sie sich auf die Situation in den Unterkünften einlassen?
  • Für Flüchtlinge ist es wichtig, so angenommen zu werden, wie sie sind – mit all ihren kulturellen und persönlichen Eigenschaften. Können Sie respektvoll auf sie zugehen, dabei Ihre Lebensart aufzeigen, ohne die andere abzuwerten?
  • In der Arbeit mit Flüchtlingen werden Ihnen Not, Elend und Traumatisierungen begegnen. Können Sie gut für sich sorgen und nach Ihrem Einsatz abschalten? Spüren Sie, wann es Ihnen zu viel wird, und können Sie sich professionelle Unterstützung holen?

„Dass sich FlüchtlingshelferInnen auspowern, kennen wir. Das haben wir in der Zeit nach 2015 durchaus erlebt“, sagt Roberta Rastl. Immer wieder überschätzen hoch motivierte Helferinnen und Helfer ihre körperlichen, psychischen und zeitlichen Ressourcen. Es ist damit zu rechen, dass es bei  der Unterstützung von Flüchtlingen Situationen geben kann, die Freiwillige überfordern. Daher ist es wichtig, sich auch Hilfe zu holen, wenn nötig.

„Ehrenamt kann fordernd sein, und wir bemühen uns immer, die Ehrenamtlichen gut zu begleiten. Was auch oft fordernd ist“, erklärt Rastl zudem die Wichtigkeit von Ehrenamtskoordination. Viele NGO helfen und beraten nämlich auch HelferInnen.

Eine Übersicht über Organisationen und Möglichkeiten der ehrenamtlichen Hilfe gibt es unter anderem hier und hier

     

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