Arzt mauerte Überreste von Massaker-Opfern in seinen Gartenbrunnen ein
Vom "bosnischen Josef Mengele" schrieben die Medien in Bosnien-Herzegowina im vergangenen Sommer. Zuvor waren im Garten eines angesehenen Orthopäden aus der nordbosnischen Stadt Brčko menschliche Überreste gefunden worden. Die schlimmsten Befürchtungen haben sich nun bewahrheitet: Eine DNA-Analyse ergab, dass es sich dabei um die Überreste von Opfers des Bosnien-Krieges (1992-1995) handelt.
Die Sprecherin des Instituts für vermisste Personen von Bosnien-Herzegowinas (INO), Emza Fazlić, sagte gegenüber lokalen Medien, die Analyse habe bestätigt, dass die Knochen von zwei Menschen, die 1995 beim Srebrenica-Massaker getötet wurden, in den Fundamenten des Gartenbrunnens begraben waren. Der Orthopäde Nebojša Mraović hatte die Knochen nach eigenen Angaben bereits 1997 im Wald gefunden und sie schließlich 2012 im Garten vergraben. An dieser Stelle baute er später einen Gartenbrunnen.
"Pass auf, was du erzählst, sonst landest du auch im Brunnen"
Die dunkle Wahrheit kam nach einem Familienstreit ans Licht. Bei diesem gab Mraović seiner inzwischen ehemaligen Frau zu, dass er menschliche Knochen im Garten versteckt habe. Diese habe er angeblich bei der Jagd gefunden. "Pass auf, was du erzählst, sonst landest du auch im Brunnen" - mit diesen Worten drohte Mraovićs seiner Ex-Frau, beichtete sie lokalen Medien.
Sie und ihre beiden Söhne beschlossen daraufhin, alles der Polizei zu melden. Diese leitete eine Untersuchung ein, die zur Entdeckung menschlicher Überreste führte. Dem Orthopäden droht nun eine strafrechtliche Verfolgung, denn wer die Lage der Massengräber kennt, diese aber nicht meldet, kann mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden.
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In der bosnischen Stadt Srebrenica hatten bosnisch-serbische Einheiten im Sommer 1995 rund 8.000 muslimische Männer und Jungen ermordet. Das Massaker gilt als das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg und wurde seither von internationalen Gerichten als Völkermord eingestuft.
Das UN-Kriegsverbrechertribunal verurteilte den damaligen bosnischen Serbenführer Radovan Karadžić und seinen Armeechef Ratko Mladić unter anderem wegen des Massakers von Srebrenica zu lebenslanger Haft.
Orthopäde: "Ich habe die Knochen im Krankenhaus verwendet, um Operationen zu planen"
Sender Radio Free Europe hatte Mraović bereits im September mit den Vorwürfen konfrontiert. Dieser konnte die ganze Aufregung um seine Person nicht nachvollziehen. In einem kurzen Telefonat erklärte er dem Sender, er habe die Knochen zu medizinischen Zwecken genutzt. "Ich habe sie im Krankenhaus verwendet, um Operationen zu planen. Diese Knochen waren für Hunderte von Menschen nützlich", sagte Mraović, ohne auf Details einzugehen, wofür er die menschlichen Überreste verwendete.
Der Verein "Mütter von Srebrenica" reagierte erbittert auf das nun bekannt gewordene Ergebnis der DNA-Analysen. "Wie ist es möglich, dass ein in Brčko lebender Arzt ein solches Verbrechen begeht? Ist es nicht die Pflicht des Arztes zu heilen, den Verletzten zu helfen, sind nicht alle Ärzte Humanisten? Nein, das sind sie wohl nicht! Denn Josef Mengele leitete während des Zweiten Weltkriegs die Ära der Entmenschlichung des humanitären Berufs ein", heißt es in der Reaktion.
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