markta: Digitaler Bauernmarkt wird mit Filiale in Wien sesshaft

markta: Digitaler Bauernmarkt wird mit Filiale in Wien sesshaft
200 lokale Produzenten liefern die Produkte für die markta-Filiale in der Alser Straße.

Nur rund 800 Meter entfernt liegt der nächstgelegene Produzent. Das Jungunternehmen Markta – das sich auf der eigenen Website „Digitaler Bauernmarkt“ nennt, bezieht sein Eis von dort. Im Webshop findet man das Eis aber nicht. Verkauft wird es ausschließlich in der erst kürzlich eröffneten Filiale in der Alser Straße 16.

Bisher sah Marktas Konzept keinen stationären Handel vor. Nur online wurden die Produkte der kleinen – meist österreichischen  – Betriebe verkauft. Während Corona ging das Konzept   auf: 2.500  statt 120  Bestellungen wöchentlich. „Der Onlineshop war praktisch für die Leute. Jetzt, wo alle wieder in ihren Alltag gefunden haben, ist es eher eine Ablenkung“, sagt Theresa Imre, die Gründerin von Markta.

Neue Kundschaft erschlossen

Deshalb die neue Filiale. Im Vorbeigehen entstehe hier das Interesse. „Vor allem die Nachbarschaft fühlt sich angesprochen“, sagt Imre. Dadurch habe sich auch die Zielgruppe verändert. Kauften online vor allem Leute zwischen 25 und 50 Jahre ein, ist die Hälfte der Kunden in der Filiale über 50 Jahre alt.

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Theresa Imre gründete Markta im Jahr 2018

Damit die Menschen aber überhaupt erst in den Laden finden, seien drei Dinge wichtig. Nämlich: Lage, Lage, Lage. „Vielen  gefällt unsere Idee, aber wenn es darum geht, die eigenen Wege umzustellen, sind wir Menschen faul.“

Verblendet von der Preisdiskussion

Und die Lage hier scheint ideal: Die Alser Straße, ganz in der Nähe vom Campus, ist viel frequentiert. Noch dazu handelt es sich um einen eher wohlhabenden Bezirk. Gute Lebensmittel muss man sich schließlich  erst einmal leisten können, sagt auch Imre. Aber: „Wir sind von der Preisdiskussion verblendet. Die Kosten werden zu einseitig betrachtet, weil hinten raus zahlen wir bei billig produzierten Lebensmitteln alle drauf.“ Gemeint sind damit  etwa Lebensmittelunverträglichkeiten oder Schäden an der Umwelt.

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Seit Mitte Juli ist die erste Filiale von Markta offen. Schon im nächsten Jahr könnte eine weitere folgen

Der Laden – und Markta insgesamt – seien ihre Art des Klimaprotests, sagt Imre. „Ich unterstütze jegliche Form von Protest. Was derzeit auf den Straßen passiert, stößt aber viele vor den Kopf und holt sie deshalb nicht ab.“ Hier im Laden sei es leichter, die Menschen zum Umdenken zu bewegen. "Ich zeige dass es geht und was man machen kann", sagt sie.

Fleisch vs. Broccoli

Mit den Preisen im herkömmlichen Handel mitzuhalten sei aber natürlich schwierig. Zum Konzept gehöre es nämlich, die Bauern und Produzenten fair zu entlohnen. Besonders merke man den Preisunterschied aber beim Fleisch. "Da kenne ich keine Kompromisse. Wenn ein Kilo Fleisch weniger kostet als ein Kilo Broccoli, kann das mit der tiergerechten Haltung ja gar nicht funktionieren“, sagt Imre.

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Produkte von 200 kleinen Betrieben werden bei Markta verkauft

Saisonales Obst und Gemüse aber sei bei Markta manchmal sogar günstiger als im Handel. „Erst kürzlich hat  ein Bauer angerufen, dass er zu viel Mangold hat und ob wir das nicht verbilligt verkaufen könnten.“ So mache Markta die Preise direkt mit den Produzenten aus, sagt Imre.

Die Bananenfrage

Läuft alles nach Plan, soll Mitte nächsten Jahres der zweite Standort eröffnen. „Vielleicht im zweiten Bezirk, da haben wir viele Online-Kunden“, sagt Imre. Insgesamt sollen es in Wien irgendwann  10 Läden sein.

Aber nicht nur die Filialen, sondern auch das Sortiment wächst. Derzeit arbeiten 200 Kleinunternehmen mit Markta, 2.000 weitere interessieren sich  für eine Kooperation. Das Ziel: Ein Vollsortiment. „Die Leute sind es gewohnt für ihren Einkauf nicht in drei  Geschäfte gehen zu müssen.“ Um das zu erreichen, müsse aber zuerst die Bananenfrage geklärt werden: „Es gibt kaum kleine Produzenten. Die Kunden wollen aber Bananen essen“, sagt Imre.

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Bananen sucht man in den Regalen von Markta derzeit noch vergeblich

Und obwohl Markta auf die räumliche Nähe setzt, laute die Devise: „So nah wie möglich, so fern als nötig.“ Wichtig sei nur, dass  die Standards im Land und  im Betrieb passen, sagt Imre. Außerdem könne man in Österreich nicht alles anbauen.  Kaffee zum Beispiel – den man auch in der Filiale trinken kann – wird importiert. Mit dem Segelschiff aus Südamerika. Mehrere Tausend Kilometer von der Alser Straße entfernt.

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