Buchtipp: Durch den Wanderherbst in Oberösterreich
Den Josef Leitner, den Pepi, erreicht man telefonisch meist unterwegs. „Eigentlich bin ich an jedem schönen Tag unterwegs. Das ist ein Privileg.“ Der Germanist, Jurist und Theologe ist einer, der sein Heimatbundesland Oberösterreich zu Fuß durchschreitet. Und dabei gleichsam die Seele der Menschen „ob der Enns“ kartografiert. „Mittlerweile kenne ich die oberösterreichischen Dialektnuancen, die sich alle dreißig Kilometer ändern“, sagt Leitner und lacht.
Zweihundertfünfzig seiner Wanderungen hat er niedergeschrieben, siebenundsiebzig davon für den Guide „Oberösterreich entdecken“ ausgewählt. Das Buch richte sich an Leser und Wanderer, „die an der Natur, der Kultur – und vor allem an Menschen interessiert sind“, betont Leitner. In den Kapiteln lässt er Experten und Zufallsbegegnungen gleichermaßen zu Wort kommen.
Er trifft etwa Rudolf Fischlehner, den Altbürgermeister von Hagenberg, der sich in seiner aktiven Zeit für die Renovierung des baufälligen Schlosses Hagenberg eingesetzt hat, das heute von einem Softwarepark und einem FH-Campus umgeben ist. Er besucht mit Archäologin Jutta Leskovar die siebentausend Jahre alte „Venus von Ölkam“ und schreibt über den Industriellen Heinz Josef Angerlehner, der seit vierzig Jahren zeitgenössische Kunst aus Österreich sammelt und dreitausend Arbeiten öffentlich zugänglich gemacht hat. Er spricht mit einer Biobäuerin, einer Kellnerin, einem Chronisten und vielen mehr. Und setzt aus all den mosaikhaften Begegnungen ein Bild Oberösterreichs zusammen.
Für einen Nicht-Oberösterreicher wirken hier Landschaft und Mensch besonders stark verbunden – ein Klischee? Im Mühlviertel, im Innviertel und im Salzkammergut hätten die Menschen eine je eigene, starke Identität entwickelt, die sich etwa auch in der Architektur manifestiere. Im Mühlviertel ist es der allgegenwärtige Granit, aus dem auch die Stoabloß-Bauernhöfe erbaut wurden, welche Generationen überdauern; im Innviertel sind Holzhäuser traditionell, so Leitner. Aber so unverrückbar sei man nun auch nicht – im Gegenteil: die Menschen bewegen viel, wie obige Beispiele zeigen. Dann schmunzelt Leitner doch und fügt anekdotisch hinzu: „Wenn du so weiter machst, könntest vielleicht mal ein echter Innviertler werden“, habe ein guter Freund zu ihm gesagt. Wie gesagt, nicht alles ist in Stein gemeißelt.
Das Wie und das Wann
Jede Landschaft hat demnach auch eine idealtypische Form der Fortbewegung. „Das Mühlviertel ist das klassische Paradies zum Wandern und Reiten, das flachere Innviertel ist für das Radfahren prädestiniert.“ Nicht zu vergessen die Seen und Flüsse im Salzkammergut und im Alpenvorland. Leitner schwärmt von einer Flussfahrt auf der Teichl, einem Nebenfluss der Steyr, der auf der Wurzeralm entspringt.
Neben der Art des Sich-Bewegens ist auch das Wann eine berechtigte Frage. Im Sommer ist für ihn das Salzkammergut die erste Anlaufstelle: vom See auf den Berg und zurück. „Im Herbst sind das Mühlviertel und das Alpenvorland ideal, wenn man witterungsbedingt nicht mehr auf einen Gipfel strebt“, so Leitner. Und im Winter, da liege ja der Zentralraum vor der Tür – zumindest für ihn. Er selbst wohnt laut Eigendefinition „im schönsten Tal Österreichs“, dem Zaubertal im Westen von Linz.
Ein weiteres Buch über Oberösterreich ist geplant, verrät Leitner, es soll um Wirtshäuser gehen. Aber: „Nur hinfahren, essen und heimfahren, das geht bei mir nicht.“ Die Geschichten der Menschen werden auch darin nicht zu kurz kommen. Daher sind bei der Buchpräsentation auch alle herzlich willkommen (11. Oktober, 18.30 Uhr, LKZ Ursulinenhof, Linz).
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